taz.de -- „Charlie Hebdo“ und die Erdbebenopfer: Je suis Pasta

Die französische Botschaft in Rom distanziert sich von dem Satiremagazin. Es hatte die Erdbebenopfer als Nudelgerichte dargestellt.
Bild: Skandalisiert nicht nur Muslime: die Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“

Die Stimmung drohte wohl überzukochen. Deshalb entschied sich die französische Botschaft in Rom dazu, den Deckel draufzusetzen.

Am Samstag distanzierte sie sich von der bekanntesten Satirezeitschrift ihres Landes. „Die von Charlie Hebdo veröffentlichte Zeichnung repräsentiert absolut nicht die Haltung Frankreichs“, erklärte die Botschaft, auch wenn sie von der Pressefreiheit gedeckt sei. Ein recht einmaliger diplomatischer Vorgang, den es in der Vergangenheit nicht einmal bei Mohammed-Karikaturen gab.

Was war passiert? In ihrer aktuellen Ausgabe hatte Charlie Hebdo eine Karikatur veröffentlicht, die blutige und teils verschüttete Opfer des Erdbebens in Amatrice zeigen sollte, und diesen Namen von Nudelgerichten wie Penne mit Tomatensoße oder Lasagne gegeben. Die Zeichnung trug den Titel „Erdbeben auf italienische Art“.

Zwar sind die Karikaturen von Charlie Hebdo selten lustig oder menschenfreundlich. Trotzdem reagierten Tausende Italiener empört und übersäten die Facebook-Seite des Magazins mit wütenden Kommentaren, auch italienische Medien und Politiker zeigten sich betroffen. „Wie zum Teufel kann man eine Karikatur über die Toten machen?“, fragte der Bürgermeister der besonders betroffenen Stadt Amatrice, Sergio Pirozzi, und nannte die Karikatur „ekelhaft und peinlich“.

Da es gerade in Deutschland als Menschenrecht gilt, schlechte und auch rassistische Scherze zu machen, warten wir jetzt auf die große Solidaritätskampagne deutscher Medien im Einsatz für die Satirefreiheit. Ein potenzieller Slogan: Je suis Pasta!

5 Sep 2016

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Daniel Bax

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