taz.de -- Vor den Spielen in Rio de Janeiro: Aktionstage gegen Olympia starten

Im Zentrum der Kritik stehen die hohen Kosten und Menschenrechtsverletzungen bei der Vorbereitung. Auch während der Spiele selbst sind Demos angekündigt.
Bild: Bald geht es los – mit Sport und Protest: Straßenkehrer vor dem Velodrom von Rio

Rio de Janeiro epd | Kurz vor dem Auftakt der Olympische Spiele beginnen in Rio de Janeiro die Proteste gegen die hohen Kosten und Menschenrechtsverletzungen bei der Vorbereitung des Sportspektakels. Ab diesem Montag finden im Zentrum der Stadt Aktionstage unter dem Motto „Spiele der Ausschließung – Jogos da Exclusão“ statt. Weit über hundert Aktionsgruppen, soziale Bewegungen und Nichtregierungsorganisationen rufen zu den Protesten auf.

Die ersten Olympischen Spiele auf südamerikanischen Boden beginnen am 5. August. Trotz mehrerer Pannen bei der Bereitstellung der Infrastruktur verspricht Bürgermeister Eduardo Paes die „besten Spiele aller Zeiten“.

Auftakt der Aktionstage bildet eine Mahnwache am Montagnachmittag auf dem Cinelândia-Platz, zu der zahlreiche ökumenisch ausgerichtete kirchliche Gruppen aufrufen. Den Abschluss bildet eine Demonstration unweit des Maracanã-Stadiums, in dem etwas später die Eröffnungsfeier im Beisein zahlreicher Staats- und Regierungschefs stattfinden wird. In Workshops und Veranstaltungen werden Themen wie Polizeigewalt und Militarisierung der Stadt, die Vermarktung des Sports und der olympischen Idee sowie die Verletzung des Rechts auf Wohnung und auf Arbeit diskutiert.

Auch während der olympischen Tage werden Protestaktionen gegen Geldverschwendung und die Sparpolitik angesichts der angespannten Haushaltslage in Rio de Janeiro erwartet. Mehrere Gewerkschaften kündigten bereits Demonstrationen an, im öffentlichen Nahverkehr werden Streiks befürchtet. Auch die politische Krise im Land und die Suspendierung von Präsidentin Dilma Rousseff werden während der Spiele thematisiert. Mehrere breite Bündnisse, die den Rücktritt des konservativen Interimspräsidenten Michel Temer fordert, riefen ebenfalls zu Demonstrationen auf.

Angesichts der politischen und wirtschaftlichen Krise ist in Brasilien bisher kaum olympische Stimmung zu spüren. Über 85.000 Uniformierte sollen für die Sicherheit der Sportler und über einer halben Million Besuchern sorgen. Die Kosten der Spiele betragen weit über zehn Milliarden Euro. Hinzu kommen enorme Steuererleichterungen und weitere Vergünstigungen für die olympischen Sponsoren. Kritiker befürchten, dass sowohl die Stadt wie der Staat Rio de Janeiro nach den Olympischen Spielen in einer tiefen Finanzkrise versinken werden.

31 Jul 2016

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