taz.de -- Gegenwind für Präsident in Simbabwe: Kriegshelden brechen mit Mugabe

Von vielen in Simbabwe werden sie verehrt. Nun entziehen die Kriegsveteranen Präsident Mugabe die Unterstützung – wegen dessen „diktatorischer“ Haltung.
Bild: Der Staatschef hat noch viele Unterstützer: Mugabe-Anhänger am Mittwoch in Harare

Harare afp | Die einst treu zu Simbabwes Staatschef Robert Mugabe stehenden Kriegsveteranen sind am Donnerstag auf Distanz zu dem langjährigen Präsidenten gegangen. In einer Erklärung äußerten sie sich „besorgt und schockiert“ über die „Verfestigung diktatorischer Tendenzen, verkörpert durch den Präsidenten und seine Kohorten“. Dadurch seien „die Werte des Freiheitskampfs langsam vertilgt“ worden. Bei der Präsidentschaftswahl 2018 werde die Nationale Vereinigung der Veteranen des Freiheitskriegs Mugabe deshalb nicht unterstützen.

Die Vereinigung macht den 92-jährigen Staatschef, der 2018 erneut antreten will, „verantwortlich für das enorme Leid der Bevölkerung“. Mugabes Partei Afrikanische Nationalunion Simbabwes – Patriotische Front (Zanu-PF) sei nach der Parlamentswahl von 2013 „kläglich dabei gescheitert“, die wirtschaftlichen Probleme Simbabwes in den Griff zu bekommen. Mugabes Präsidentschaft sei „gekennzeichnet von hemmungsloser Korruption und einem dreisten Missmanagement der Wirtschaft, die zum Ruin geführt“ hätten.

In Simbabwe hatte es in den vergangenen Monaten vermehrt Demonstrationen gegen die Regierung sowie Streiks gegeben. Bis dahin waren derartige Proteste in dem südafrikanischen Land selten. Unter dem seit 36 Jahren herrschenden Mugabe wird die Opposition systematisch unterdrückt.

Im Februar war die Polizei mit Wasserwerfern und Tränengas gegen Kriegsveteranen vorgegangen. Diese wollten sich versammeln, um ihre Beschwerden vorzutragen und die Unterdrückung von Anhängern der ehemaligen Vizepräsidentin Joice Mujuru innerhalb der Präsidentenpartei anzuprangern. Mujuru gründete im März ihre eigene Partei mit der erklärten Absicht, Mugabes Nachfolge anzutreten.

Die Kriegsveteranen hatten früher mit Unterstützung der Regierung eine Vorreiterrolle bei der Besetzung von Farmen weißer Landbesitzer, die enteignet und an schwarze Bauern verteilt werden sollten. Wegen ihrer Teilnahme am Krieg gegen die britische Kolonialherrschaft in Rhodesien (1972 bis 1979) gelten sie vielen als Helden.

22 Jul 2016

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