taz.de -- EMtaz: Der weitere Turnierverlauf: I werd narrisch!

Spanien und England sind wider Erwarten nur Zweiter in ihrer Gruppe geworden. Das wirkt sich ziemlich drastisch auf die K.-o.-Runde aus.
Bild: Tor für Kroatien: Der Moment, der alles durcheinanderwirbelte

Jetzt haben wir den Salat. Viel früher als erwünscht. Spanien gegen Italien heißt ein Achtelfinale bei dieser EM. Im Viertelfinale träfe dann aller Voraussicht nach Deutschland auf den Sieger dieser Partie. Und sonst? Kicken Engländer und Franzosen ebenfalls im Viertelfinale gegeneinander, wenn sie ihre Achtelfinalspiele meistern. Ach ja, im Halbfinale würden dann zwei der fünf Mannschaften den Finalisten ausspielen. Das ist der eine Weg ins Endspiel.

Dumm gelaufen. Vor allem für die Italiener, die heute gegen Irland spielen. Da sie ohnehin als Gruppenerster feststehen, wird Trainer Antonio Conte vermutlich eine Elf auf den Platz schicken, die so noch nie zusammengespielt hat. Stammspieler schonen, Reservekicker bei Laune halten. So lautet die sinnnvolle Devise.

Für drei Punkte gegen Irland kann das trotzdem reichen. Italien wäre dann das einzige Land mit der maximalen Punkteausbeute nach drei Gruppenspielen. Bringt nur nix, wenn im Achtelfinale gegen Spaniens Passmaschine Schluss ist. Ein toller „Lohn“. Die Iren, bislang sowas von schlecht, werden genauso viel erreichen, sollten sie Italiens B-Team schlagen.

In der Italien-Gruppe E kicken noch die Schweden. Die haben bislang ebenfalls richtig unterirdisch gespielt ([1][außer Zlatan, dieser Mythos!]). Mit einem Duselsieg gegen wankelmütige Belgier und ein wenig Glück könnten sie aber noch ganz weit kommen. So wie die Nordiren übrigens, die bereits sicher im Achtelfinale stehen, aber eines der biedersten Teams dieser Euro sind. Man mag es Will Grigg und seinen Kollegen gönnen – sportlich verdient haben sie es nicht. Aber okay, so läuft das halt in diesem Modus, der den Kleinen tatsächlich alle Möglichkleiten bietet, Historisches zu schaffen.

Nordirland tritt im Achtelfinale gegen Frankreich oder Wales an. Gegen den Gastgeber wäre natürlich Endstation. Gegen Wales ist aber alles möglich. Puh. Der Gedanke daran, dieses Rumgewürge auch noch in einem Viertelfinale ertragen zu müssen, verursacht eine mittelschwere Migräneattacke.

Auf der richtigen Seite im K.-o.-System

Während die Nordiren noch rätseln, in welchen Turnierzweig sie final reinstolpern werden, steht fest: Der neue große Turnierfavorit heißt Kroatien. Ivan Perisic' Tor in der 87. Minute gegen Spanien sorgt für eine glänzende Perspektive. Der zweite Finalweg jenseits der großen Fußballmächte wie Deutschland und Spanien ist für die Kroaten locker machbar. Und im Endspiel träfe das spielstarke Team von Ante Cacic ziemlich sicher auf einen Gegner, dem es kräftemäßig überlegen sein müsste. Weil Spanier, Franzosen, Engländer, Italiener und Deutsche viel Energie auf ihre untereinander auszutragenden (Fußball-)Schlachten verwenden müssen.

Halt, Stopp. So leicht ist es ja dann doch nicht im komplexen europäischen Kräftemessen, das – nebenbei bemerkt – nun auch eine Mannschaft für sich entscheiden könnte, die nach der Vorrunde nur drei Punkte geholt hat und ein negatives Torverhältnis ausweist. Tatsache.

Tatsache ist auch, dass Kroatien problematische Anhänger hat. Folgendes Szenario ist also denkbar: Im Achtelfinale drehen die kroatischen Fans erneut durch, die Mannschaft wird ausgeschlossen.

Die bereits gegen Wales siegreichen Nordiren sind auch im Viertelfinale gegen Ungarn nicht zu schlagen (1:0 nach Verlängerung durch ein Kopfballtor infolge einer unberechtigten Ecke in der 119. Minute). Will Grigg is on fire, das Finale winkt. Bis die Nerven im Halbfinalklassiker gegen Island versagen (0:1 nach Elfmeterschießen).

In Saint Denis hält die isländische Mauer gegen Spaniens Tiki-Taka stand. Einen Konter schließt Sigthorsson erfolgreich ab. Abpfiff, 1:0. I werd narrisch.

Glückwunsch zum Titel, ihr Islassons!

22 Jun 2016

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AUTOREN

David Joram

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