taz.de -- Verbot von Google Street View: Keine Straßenperspektive aus Indien

Aus Angst vor Anschlägen bekommt Google Street View in Indien keine Genehmigung. Die Bilder des Onlinedienstes könnten Attentätern helfen.
Bild: Das Luxushotel Taj Mahal Palace wurde 2008 zum Anschlagsort

Neu Delhi dpa | Die indische Regierung wird dem Onlinedienst Google Street View keine Genehmigung für den Betrieb in Indien erteilen. Das teilte das Innenministerium am Freitag in Neu Delhi mit. Als Grund nannte es Sicherheitsbedenken. Street View stellt Städte aus der Straßenperspektive in einem 360-Grad-Panorama dar.

Mehrere Sicherheitsbehörden hatten sich zuvor gegen Street View ausgesprochen. Dabei beriefen sie sich auf verschiedene Anschläge in Indien, die nach Einschätzung der Behörden mit Hilfe von Informationen geplant wurden, die dem Google-Angebot ähneln. Bekanntestes Beispiel ist der Anschlag auf das Luxushotel Taj Mahal Palace in Mumbai (früher Bombay) im Jahr 2008, bei dem 166 Menschen ums Leben kamen. Die Attentäter hätten zur Vorbereitung auch fotografisches Aufklärungsmaterial benutzt.

Im Jahr 2011 hatte Google kurzzeitig versucht, Bilder für Street View im südindischen Bangalore aufzunehmen. Nachdem die Polizei die dafür eingesetzten Autos gestoppt hatte, zog der Konzern sich zurück.

Google Street View gibt es seit dem Jahr 2007. In Deutschland wurde der Dienst im Jahr 2010 eingeführt. Hier gilt die Sonderregelung, dass Anwohner schon vor dem Start des Angebots die Verschleierung ihrer Häuser verlangen konnten. Mehrere Zehntausend machten von diesem Recht Gebrauch.

12 Jun 2016

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