taz.de -- Türkei reagiert auf Armenienresolution: Erdoğan schlägt zurück

Das türkische Außenministerium bereitet seinen „Aktionsplan“ gegen Deutschland vor. Zuvor hatte Ankara seine Botschafter aus Berlin abgezogen.
Bild: Geradezu demütig erschien Erdoğan noch beim UN-Nothilfegipfel. Ein Trugschluss

Istanbul afp | Nach der Verabschiedung der Armenien-Resolution im Bundestag bereitet die Türkei einen „Aktionsplan“ gegen Deutschland vor. Präsidentensprecher Ibrahim Kalin sagte am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Ankara, das türkische Außenministerium und andere Stellen bereiteten einen „Aktionsplan“ vor. Sobald er fertig sei, werde er Ministerpräsident Binali Yildirim und Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan vorgelegt. Wenn die Einzelheiten feststünden, werde die Öffentlichkeit informiert.

Der Bundestag hatte am vergangenen Donnerstag eine Resolution verabschiedet, in der die Abgeordneten die Massaker an rund 1,5 Millionen Armeniern und Angehörigen anderer christlicher Minderheiten vor gut hundert Jahren im Osmanischen Reich erstmals offiziell als Völkermord einstuften. Bei der türkischen Regierung, die die Einstufung als Genozid vehement ablehnt, stieß die Resolution auf Empörung und scharfe Kritik.

Ankara rief in der Folge seinen Botschafter aus Berlin zu „Konsultationen“ zurück. Türkische Politiker äußerten sich erbost und kritisierten insbesondere die Unterstützung der Resolution durch türkischstämmige Bundestagsabgeordnete.

Das Auswärtige Amt lud daraufhin seinerseits den türkischen Geschäftsträger zum Gespräch. Erdoğan, der zur Zeit der Abstimmung auf einer Afrikareise war, kündigte an, dass bei seiner Rückkehr „Maßnahmen“ ergriffen würden.

8 Jun 2016

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