taz.de -- Diplomatische Verwerfungen: Deutscher EU-Botschafter tritt zurück

Der deutsche EU-Botschafter Hansjörg Haber gibt seinen Posten in Ankara auf. Der Grund dafür sollen Bemerkungen zum Flüchtlingspakt sein.
Bild: Hansjörg Haber: Bevor er EU-Botschafter in der Türkei wurde, war er der deutsche Vertreter in Kairo

Ankara afp/dpa | Wegen eines Zerwürfnisses mit der türkischen Regierung hat der EU-Botschafter in der Türkei seinen Rücktritt erklärt. Der deutsche Diplomat Hansjörg Haber habe sein Amt niedergelegt, teilte sein Büro am Dienstag in Ankara mit. Die türkische Führung hatte zuvor Äußerungen kritisiert, die Haber über den Flüchtlingspakt zwischen der EU und Ankara getätigt haben soll.

„Wir bestätigen, dass der Botschafter zurückgetreten ist“, sagte eine Sprecherin der diplomatischen EU-Vertretung. Haber soll nach Angaben der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu im Mai bei einem Treffen mit Journalisten über die Flüchtlingsverhandlungen mit der Türkei in etwa gesagt haben: „Wir haben ein Sprichwort: Wie ein Türke starten und wie ein Deutscher enden. Aber hier ist es andersherum.“

Haber wurde daraufhin ins türkische Außenministerium zitiert; die von Anadolu zitierte Äußerung wurde von der EU-Delegation in Ankara nicht bestätigt. Der deutsche Diplomat hatte den Posten in der Türkei erst im September vergangenen Jahres angetreten.

Der Streit um den Flüchtlingspakt belastet sei Monaten die Beziehungen zwischen der Türkei und der EU. Gemäß dem am 20. März in Kraft getretenen Abkommen werden alle „irregulär“ in die EU eingereisten Flüchtlinge wieder in die Türkei zurückgeschickt. Die EU hat zugesagt, für jeden zurückgeschickten Syrer im Gegenzug einen anderen syrischen Flüchtling direkt aus der Türkei aufzunehmen.

14 Jun 2016

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