taz.de -- Flüchtlingscamp Idomeni: Die Räumung hat begonnen

Es ist das größte wilde Lager in Griechenland und damit den griechischen Behörden ein Dorn im Auge. Gehen wollen die meisten Flüchtlinge nicht.
Bild: Es wurde angekündigt, dass die Polizei keine Gewalt anwenden werde

Idomeni ap | Die griechischen Behörden haben am Dienstagmorgen damit begonnen, das Flüchtlingslager Idomeni zu räumen. Die geschätzt mehr als 8.400 Bewohner des Lagers an der Grenze zu Mazedonien sollen nach und nach in neu gebaute Unterkünfte gebracht werden, wie die Regierung vorab angekündigt hatte. Dort stehen rund 6.000 Plätze zur Verfügung. Der Einsatz soll sieben bis zehn Tage dauern.

Der für die Flüchtlingskrise zuständige Sprecher der griechischen Regierung, Giorgos Kyritsis, hatte angekündigt, dass die Polizei keine Gewalt anwenden werde. 20 Busse mit Einheiten der Bereitschaftspolizei – knapp 400 Beamte – fuhren zu dem Lager. Ein Polizeihubschrauber beobachtete die Operation aus der Luft.

Zum Start des Einsatzes am frühen Morgen wurde das Gebiet weiträumig abgesperrt. Journalisten konnten das Lager nicht betreten und wurden bereits in mehreren Kilometern Entfernung an einer Straßenkreuzung von der Polizei gestoppt.

Nachdem fast eine Million Menschen durch Griechenland nach Europa gekommen sind, haben Mazedonien und andere Balkanstaaten ihre Grenze für Flüchtlinge und Migranten geschlossen. Dadurch sitzen etwa 54 000 Menschen in Griechenland fest, die weiter nach Norden ziehen wollen. Die meisten von ihnen stammen aus Syrien, dem Irak und Afghanistan.

„Mein Ziel ist Deutschland“

Das heute größte wilde Flüchtlingscamp in Griechenland war entstanden, nachdem Mazedonien seine Grenze dicht gemacht hatte und dadurch Flüchtlinge und Migranten auf ihrem Weg aus Krisenherden Richtung Europa gestoppt wurden.

Im März hatte sich die EU mit der Türkei auf einen Flüchtlingspakt geeinigt, um den Andrang zu vermindern. Dem Abkommen zufolge droht jedem illegal und nach dem 18. März auf griechischen Inseln angekommenem Migranten die Rückführung in die Türkei, solange er sich nicht in Griechenland erfolgreich um Asyl bewirbt. Nur wenige wollen jedoch Asyl in dem schuldengeplagten Land beantragen, sondern weiter nach Nordeuropa reisen.

Die griechischen Behörden versuchen seit Monaten, die Bewohner des Lagers in Idomeni zum Umzug zu bewegen. Am Sonntag verließen nach Polizeiangaben rund 400 Menschen in Bussen freiwillig das Camp. Andere nahmen Taxis nach Thessaloniki oder in die nahegelegene Stadt Polycastro.

Am Vorabend des Räumungsbeginns erschien es so, als ob nur wenige in Idomeni das Camp verlassen wollten. Der 22-jährige Abdo Radschab aus dem syrischen Rakka sagte, er überlege nun, Schleuser dafür zu bezahlen, dass sie ihn nach Deutschland brächten. „Wir haben gehört, dass wir morgen alle in (andere) Camps gehen werden“, sagte er am Montagabend. „Das ist mir egal, mein Ziel ist nicht, die Lager zu erreichen, sondern Deutschland.“

24 May 2016

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