taz.de -- Pressefreiheit in der Türkei: Journalistin festgenommen

Eine niederländische Journalistin twitterte Auszüge aus ihrer kritischen Kolumne über Erdogan. In der Nacht zum Sonntag wurde sie in der Türkei festgenommen.
Bild: Lieber nicht kritisieren: Präsident Reep Tayyip Erdogan

Ankara afp | Wegen kritischer Äußerungen über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan ist in der Türkei eine niederländische Journalistin festgenommen worden. Ebru Umar, die türkischer Abstammung ist, wurde nach eigenen Angaben in der Nacht zum Sonntag aus ihrer Wohnung in der westlichen Küstenstadt Kusadasi von der Polizei mitgenommen.

Die niederländische Nachrichtenagentur ANP berichtete, dass die niederländische Botschaft mit Umar nach ihrer Festnahme Kontakt aufgenommen habe und den Fall aufmerksam verfolge. Die türkischen Behörden waren zunächst für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Umar [1][schrieb im Kurzmitteilungsdienst Twitter] während ihres nächtlichen Abtransports: „Ich bin nicht frei, wir fahren zum Krankenhaus“ zu einer medizinischen Untersuchung, bevor sie dem Staatsanwalt vorgeführt werden solle. Die Journalistin hatte jüngst für die niederländische Zeitung Metro eine sehr kritische Kolumne über Erdogan verfasst. Daraus twitterte sie anschließend Auszüge.

In dem Text ging es unter anderem um ein Schreiben des türkischen Konsulats in Rotterdam an Türken in der Region Rotterdam, die darin aufgefordert wurden, jede mutmaßliche Beleidigung Erdogans in den sozialen Netzwerken zu melden. Das Schreiben hatte für heftige Kritik gesorgt. Das Konsulat sprach anschließend von einem „Missverständnis“.

In der Türkei ist derzeit ein starker Anstieg von Prozessen gegen Kritiker des seit 2014 amtierenden und zunehmend autoritär herrschenden Erdogan zu beobachten. Derzeit laufen rund 2000 Verfahren, viele gegen Künstler, Journalisten und Intellektuelle, aber auch gegen Privatleute.

24 Apr 2016

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[1] https://twitter.com/umarebru/status/723995412399534080

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