taz.de -- Geleaktes IWF-Telefonat zu Griechenland: Pokern um eine Pleite?

Laut geleakten Dokumenten hat der IWF intern gedroht, sich nicht weiter an Griechenland-Hilfen zu beteiligen. Die Regierung in Athen ist verärgert.
Bild: Werden da Spielchen gespielt? Attac-Protest gegen Wohlfahrtskürzungen in Griechenland

Athen rtr | Nach Bekanntwerden eines mutmaßlich internen Gesprächsprotokolls des Internationalen Währungsfonds zur Verhandlungstaktik beim Hilfsprogramm für Griechenland fordert Athen Aufklärung. Eine Regierungssprecherin sagte am Samstag im staatlichen Fernsehen, man wolle vom IWF wissen, ob es dessen offizielle Position sei, kurz vor dem EU-Referendum in Großbritannien Bedingungen für eine Pleite Griechenlands herbeiführen zu wollen.

Die Plattform WikiLeaks hatte zuvor ein Papier veröffentlicht, bei dem es sich um die Mitschrift einer Telefonkonferenz von drei hochrangigen IWF-Mitarbeitern vom 19. März handeln soll. Demzufolge haben sie darüber diskutiert, damit zu drohen, dass sich der IWF nicht am dritten Hilfspaket für Griechenland beteiligen könnte.

Mit einer solchen Drohung, so die Überlegung, könne Druck auf die EU-Geldgeber und dabei vor allem auf Bundeskanzlerin Angela Merkel ausgeübt werden, zu einer Einigung noch im April zu kommen. Der IWF fordert einen Schuldenerlass für Griechenland, die Bundesregierung lehnt das ab.

In dem Papier werden Poul Thomsen, dem IWF-Chef für Europa, die Worte zugeschrieben: „Im Kern sagen wir zu dem Zeitpunkt ‚Schauen Sie, Frau Merkel, Sie stehen vor einer Frage, Sie müssen darüber nachdenken, was mehr kostet: weiter vorangehen ohne den IWF würde den Bundestag sagen lassen, der IWF ist nicht an Bord? – oder sie wählen den Schuldenerlass und damit das, was Griechenland nach unserer Meinung braucht, und behalten uns an Bord.‘ Richtig? Genau um diesen Punkt geht es.“

Ein IWF-Sprecher wollte sich am Samstag in Washington nicht zu der Sache äußern. Er sagte aber, die Position des Fonds, dass Griechenland einen Schuldenerlass benötige, sei bekannt.

3 Apr 2016

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