taz.de -- Flüchtlinge in Griechenland: Auf der Autobahn gen Norden
Hunderte Migranten sind zu Fuß zur mazedonischen Grenze aufgebrochen. Die Nachricht von der faktischen Grenzschließung sorgt für Panik.
Athen taz | Eine alte Frau im Rollstuhl hält ein Kleinkind auf dem Arm, Kinderwagen werden geschoben und zahlreiche Kinder von ihren Familienmitgliedern an der Hand geführt. Hunderte Flüchtlinge brachen am Donnerstagvormittag von verschiedenen Orten aus Griechenland auf, um zu Fuß an die Grenze von Mazedonien zu gelangen.
Denn die Nachricht, dass Mazedonien kaum noch Flüchtlinge ins Land lässt, verbreitet Panik. Über 30 Busse mussten an unterschiedlichen Stationen auf ihrem Weg zur Grenze haltmachen, um eine Überfüllung des Auffanglagers Idomeni zu verhindern, dem Camp vor der Grenze zu Mazedonien.
Im Gegensatz zu den sonst täglich etwa 2.000 Menschen lassen die mazedonischen Behörden jetzt nur noch etwa 250 Menschen pro Tag ins Land. Panik, nicht mehr über die Grenze zu kommen, brachte die Flüchtlinge dazu, die Busse und auch das Auffanglager Diavanta bei Thessaloniki zu verlassen und selbst auf der Autobahn in Richtung Mazedonien zu gehen.
Die Polizei versuchte, die Menschen daran zu hindern. Daraufhin ließen sich die Flüchtlinge zum Sitzstreik auf der Fahrbahn nieder. Auf der Autobahn Athen–Thessaloniki bildete sich ein langer Stau. Man könne die Menschen aber nicht gewaltsam daran hindern, ihren Weg fortzusetzen, so Gianis Boutaris, Bürgermeister von Thessaloniki. Deshalb sichert die Polizei vorerst die Autobahn, um die Menschen außer Gefahr zu bringen. „Wir sind fest entschlossen, es bis an die Grenze zu schaffen. Nichts kann uns aufhalten“, so der Tenor der Flüchtlinge.
Der Andrang der Flüchtlinge nach Griechenland reißt trotz der verschärften Situation an der Grenze zu Mazedonien nicht ab: Allein am Mittwoch kamen 2.044 Flüchtlinge übers Meer auf die griechischen Inseln. Am Donnerstag morgen wurden 1.352 nach Piräus gebracht. 1.000 weitere werden im Laufe des Tages erwartet. Zahlreiche Flüchtlinge übernachteten gestern bereits draußen, denn die Kapazitäten der Auffanglager sowie die Ausweichmöglichkeiten zur Unterbringung der Menschen sind erschöpft.
25 Feb 2016
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