taz.de -- Angst vor Islamisierung in Tadschikistan: Die Bärte müssen ab
Sind lange Bärte ein Zeichen islamistischer Gesinnung? In Tadschikistan glaubt man das – und rasierte 13.000 Männer. Auch Kopftücher mussten fallen.
Duschanbe dpa | Die Polizei im Süden Tadschikistans hat Tausende muslimische Männer zwangsweise rasiert, weil sie lange Bärte als Zeichen radikalislamischer Gesinnung deutet. Vergangenes Jahr seien die Bärte von 12 818 Männern aus dem Bezirk Chatlon an der Grenze zu Afghanistan „in Ordnung gebracht“ worden, sagte der örtliche Polizeichef.
Ihre Bärte seien „zu lang und ungepflegt“ gewesen. Die Männer seien auf Märkten und öffentlichen Plätzen der Ex-Sowjetrepublik in Zentralasien festgenommen und zwangsweise rasiert worden. Außerdem hätten Polizisten 2.000 Frauen dazu angehalten, ihr Kopftuch abzulegen. Geschäfte, in denen „nicht traditionelle tadschikische Kleidung“ verkauft wurde, seien geschlossen worden.
Die Regierung versucht seit Jahren, Fremdeinflüsse auf das Land einzudämmen, um eine Ausbreitung des Islamismus zu verhindern. Vergangenes Jahr hatte Staatschef Emomali Rachmon verboten, Neugeborenen ausländische Namen zu geben.
Das tadschikische Innenministerium hatte nach Klagen zwangsrasierter Männer im vergangenen Jahr erklärt, dazu habe die Polizei keine Anweisung gehabt. Die Rede sei lediglich von verstärkter Aufklärung unter der Bevölkerung gewesen, insbesondere der Jugend.
20 Jan 2016
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