taz.de -- Anti-Terror-Einsatz nach Paris-Attentaten: Abdelhamid Abaaoud ist tot
Bei der Razzia am Mittwoch in Saint-Denis wurde der mutmaßliche Hintermann der Pariser Anschläge erschossen. Auch seine Cousine kam dabei ums Leben.
Paris/Brüssel dpa/rtr/ap | Der mutmaßliche Drahtzieher der Anschläge von Paris, Abdelhamid Abaaoud, ist tot. Das teilte die französische Staatsanwaltschaft am Donnerstag mit. Abaaoud sei bei der Razzia im Pariser Stadtteil Saint-Denis am Mittwoch ums Leben gekommen. Dies sei durch Fingerabdrücke bestätigt worden. „Es war die Leiche, die wir in dem Gebäude gefunden haben“, hieß es in der Erklärung der Staatsanwaltschaft. Sie sei von Kugeln durchsiebt gewesen.
Bei dem dramatischen, von heftigen Schusswechseln begleiteten Anti-Terror-Einsatz am Mittwoch in Saint-Denis nördlich der Hauptstadt nahmen Spezialkräfte acht Verdächtige fest. Neben Abaaoud ist dabei auch dessen Cousine ums Leben gekommen. Sie sei die Frau gewesen, die sich bei der Polizeiaktion am Mittwoch selbst in die Luft gesprengt habe, erfuhr die Nachrichtenagentur AP am Donnerstag von französischen Polizeibeamten. Der Name der Frau wurde mit Hasna Aitboulahcen angegeben.
Am Donnerstag hat auch die belgische Polizei im Großraum Brüssel mehrere Häuser durchsucht. Nach Informationen der belgischen Nachrichtenagentur Belga gab es seit dem frühen Donnerstagmorgen sieben Durchsuchungen, die sich vor allem gegen Freunde und Familienangehörige von Bilal Hadfi richteten, einem der Selbstmordattentäter von Paris. Einen direkten Zusammenhang mit den Anschlägen mit 129 Todesopfern gibt es laut Staatsanwaltschaft aber nicht. Die Untersuchung habe schon vorher begonnen.
Die Staatsanwaltschaft in Brüssel betonte, die Untersuchung im Umfeld von Selbstmordattentäter Hadfi habe bereits Anfang 2015 begonnen. Damals war der junge Franzose, der in Belgien lebte, nach Syrien ausgereist. Dort soll er sich dem IS angeschlossen haben. Bei den Durchsuchungen am Donnerstag in den Bezirken Molenbeek, Jette sowie Laeken nahmen die Fahnder eine Person fest.
Der Ausnahmezustand wird verlängert
In Paris hat die Nationalversammlung für die Verlängerung des Ausnahmezustands um drei Monate gestimmt. Die Abgeordneten stimmten am Donnerstag in Paris dem entsprechenden Artikel des Gesetzentwurfs zu. Über das Gesetz als Ganzes ist aber noch nicht abgestimmt worden. Zudem braucht das Vorhaben noch die Zustimmung des Senats, der sich am Freitag damit befasst.
Außerdem soll es künftig mehr Sicherheitskräfte im Land geben. Verdächtige, von denen einen ernsthafte Gefahr ausgehen könnte, sollen leichter unter Hausarrest gestellt werden können. Premierminister Manuel Valls warnte vor weiteren Attentaten. „Es kann auch ein Risiko chemischer oder bakteriologischer Waffen geben“, sagte er. „Man darf heute nichts ausschließen.“
In einer neuen Videobotschaft drohte die Terrormiliz IS indirekt mit einem Anschlag in New York – die Polizei und Bürgermeister Bill de Blasio sehen aber keine konkrete Gefahr. Polizeichef Bill Bratton versicherte, keine Stadt der Welt sei besser gewappnet als New York. FBI und New Yorker Polizei wollen nach Angaben der Bundespolizei mit einer neuen Terrorismus-Task-Force für die nötige Sicherheit sorgen.
Das Video enthält auch eine Bildsequenz aus New York und dann, offenbar an einem anderen Ort aufgenommen, die Aufnahme eines Selbstmordattentäters. Das Video sei offensichtlich in den vergangenen Tagen hastig zusammengeschnitten worden, hieß es.
19 Nov 2015
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