taz.de -- NSU-Prozess in München: Beate Zschäpe will fünften Anwalt

Wann Beate Zschäpe im NSU-Prozess aussagt, bleibt unklar. Ihre alten Verteidiger Sturm, Heer, Stahl wollen gehen. Dafür soll ein fünfter Anwalt kommen.
Bild: Zschäpe mit ihrem Anwalt Grasel, mit dessen Unterstützung sie ihr Schweigen brechen möchte.

München dpa | Die mutmaßliche Neonazi-Terroristin Beate Zschäpe wird im NSU-Prozess künftig von bis zu fünf Anwälten vertreten. „Ich werde an bestimmten Tagen im Prozess auftreten“,[1][sagte der Münchner Rechtsanwalt Hermann Borchert dem Tagesspiegel] . Der Strafrechtler tritt dann allerdings als Wahlverteidiger auf – im Gegensatz zu den inzwischen vier Pflichtverteidigern Zschäpes.

Der Vorsitzende Richter Manfred Götzl hatte am Dienstag berichtet, dass Borchert ihm die Vertretung Zschäpes nunmehr offiziell angezeigt habe. Borchert, Kanzleipartner des vierten Pflichtverteidigers Mathias Grasel, ist schon länger im Hintergrund aktiv. So berichtete Götzl von Gesprächen mit ihm wegen der geplanten Aussage Zschäpes.

Die Sprecherin des Oberlandesgerichts (OLG), Andrea Titz, sagte auf Nachfrage, es gebe lediglich eine gesetzliche Beschränkung für die Zahl der Wahlverteidiger. Auch eine Kombination von Pflicht- und Wahlverteidigern komme immer wieder vor. Wie sich das auf das Verfahren konkret auswirken werde, werde man aber abwarten müssen.

Wann Zschäpe nun aussagen wird, [2][ist weiter unklar]. Zunächst muss ein anderer OLG-Senat über den Befangenheitsantrag des Mitangeklagten Ralf Wohlleben gegen die Richter im NSU-Prozess entscheiden. Und dann müssen Götzl und seine Kollegen über den Entlassungs-Antrag von Zschäpes Alt-Verteidigern Wolfgang Heer, Wolfgang Stahl und Anja Sturm entscheiden. Diese hatten am Dienstag [3][ihre Entpflichtung beantragt], weil sie das Gericht nicht vorab über die von Grasel und Borchert angekündigte [4][Aussage ihrer Mandantin] informiert hatte.

Wann die beiden Entscheidungen fallen, ob noch in dieser Woche oder auch erst Anfang nächster Woche, war zunächst unklar. Götzl hat den Prozess bis kommenden Dienstag (17. November) unterbrochen.

Heer, Stahl und Sturm vertreten Zschäpe bereits seit Prozessbeginn. Grasel wurde erst im Juli zum vierten Pflichtverteidiger bestellt.

11 Nov 2015

LINKS

[1] http://www.tagesspiegel.de/politik/nsu-prozess-beate-zschaepe-bekommt-fuenften-verteidiger/12571108.html
[2] /Geplante-Aussage-im-NSU-Prozess/!5246687
[3] /Verteidiger-von-Zschaepe-im-NSU-Prozess/!5249456
[4] /Beate-Zschaepe-im-NSU-Prozess/!5246529

TAGS

Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)
NSU-Prozess
Oberlandesgericht München
Beate Zschäpe
Schwerpunkt Rechter Terror
Rechtsextremismus
NSU-Prozess
NSU-Prozess
NSU-Prozess
NSU-Prozess
NSU-Prozess
Schwerpunkt Rassismus
Verfassungsschutz

ARTIKEL ZUM THEMA

Zschäpes neue Anwälte: „Die richtige Taktik“

Jahrelang setzte die Verteidigung auf das Schweigen ihre Mandantin. Dann verhalfen zwei Münchner Juristen der Angeklagten zur radikalen Kehrtwende.

NSU-Prozess in München: Zschäpes Anwälte müssen bleiben

Die Verteidiger Heer, Stahl und Sturm werden die Angeklagte im NSU-Prozess weiter verteidigen. Ein Befangenheitsantrag gegen die Richter wurde abgelehnt.

Neue Überraschung im NSU-Prozess: Jetzt will auch Wohlleben aussagen

Vor ein paar Tagen kündigte Beate Zschäpe eine Aussage an. Nun will im NSU-Prozess wohl auch der mutmaßliche Terrorhelfer Ralf Wohlleben sein Schweigen brechen.

Geplante Aussage im NSU-Prozess: Umkämpftes Ende des Schweigens

Nach vier Jahren will Beate Zschäpe im NSU-Prozess aussagen. Doch dann nimmt der Prozess eine unerwartete Wendung.

Verteidiger von Zschäpe im NSU-Prozess: Heer, Stahl und Sturm wollen gehen

Die drei ursprünglichen Pflichtverteidiger im NSU-Prozess beantragen eine Entbindung von ihrem Amt – weil Beate Zschäpe ihr Schweigen brechen will.

Beate Zschäpe im NSU-Prozess: Und sie spricht doch

Zweieinhalb Jahre hat Beate Zschäpe im NSU-Prozess geschwiegen. Nun will sie am Mittwoch doch noch aussagen.

Vor vier Jahren flog der NSU-Terror auf: „ ...und neun sind nicht genug!“

Am 4. November 2011 kamen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt ums Leben. Inwieweit der Verfassungsschutz Bescheid wusste, ist noch immer ungeklärt.