taz.de -- „Tatort“ aus Münster: Lustiger wird’s nicht
Das Brot von Thiel ist verschimmelt, Boerne vergisst, sein Atemgerät abzunehmen … klingt langweilig. Das ist dieser Münster-Tatort auch. Mal wieder.
Es gibt in Deutschland unumstößliche Wahrheiten: Fußball ist am besten, Kohl hat die Einheit gemacht, wir brauen das tollste Bier, der „Tatort“ aus Münster hat die meisten Zuschauer. Mit Abstand die meisten: 12,78 Millionen, 13,13 Millionen, 13,01 Millionen – so viele schauten die letzten Male dem Duo Frank Thiel (Axel Prahl) und Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) bei der Arbeit zu. Zum Vergleich: Ein Durchschnitts-„Tatort“ hat rund 9,6 Millionen Zuschauer zwischen 20.15 und 21.45 Uhr.
Und warum sind die Münsteraner so erfolgreich? Keine Ahnung. Die aktuelle Folge, „Schwanensee“, liefert darauf zumindest wieder einmal keine Antworten.
Der Film beginnt mit einer Leiche im Schwimmbad einer psychiatrischen Klinik. Thiel ist schlecht drauf, weil sein Brot verschimmelt war und er Hunger hat. Boerne läuft derweil in voller Tauchmontur – inklusive Sauerstoffflasche – durch die Wohnung und vergisst, das Atemgerät abzunehmen, als seine Assistentin Haller (Christine Urspruch) ihn anruft. Lustiger wird’s nicht.
Und spannender leider auch nicht. Die Getötete hatte sich – da war sie noch ganz ordentlich am Leben – selbst in die Klinik eingewiesen. Warum tat sie das? Und was ist das hier überhaupt für eine merkwürdige Einrichtung, wo Patienten nicht Patienten heißen, sondern „Besucher“?
Boerne schleicht sich auf eigene Faust als verdeckter Ermittler in der Klinik ein. Der Leiter macht das nach kleiner Erpressung selbstverständlich mit. Und Thiel natürlich auch. Schließlich ist Boerne offiziell im Tauchurlaub auf den Malediven. Und im Urlaub kann er machen, was er will.
Das gilt übrigens auch für die Zuschauerinnen und Zuschauer am Sonntagabend: Sie können machen, was Sie wollen. Sie müssen diesen „Tatort“ nicht gucken. Keine Wahrheit ist unumstößlich.
8 Nov 2015
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