taz.de -- Flüchtlinge in Kroatien und Slowenien: Die alternative Balkanroute

Mit einem massiven Polizeiaufgebot hat Ungarn die Grenze zu Kroatien dichtgemacht. Für viele Flüchtlinge geht es nun weiter nach Slowenien.
Bild: „Hilf uns“: Geflüchtete an der Grenze zwischen Kroatien und Slowenien im September.

Zagreb dpa | Kroatien hat nach Schließung der ungarischen Grenze damit begonnen, Flüchtlinge in Richtung Slowenien umzuleiten. Die ersten 1.500 Menschen seien zu den beiden Übergängen Macelj und Mursko Sredisce in Richtung Slowenien transportiert worden, berichteten die Medien am Samstag unter Berufung auf Innenminister Ranko Ostojic.

Sloweniens Regierungschef Miro Cerar traf am Morgen in Ljubljana seine wichtigsten Minister zu einer Krisensitzung. Für den Vormittag hat er den Nationalen Sicherheitsrat einberufen.

Ungarn hatte in der Nacht zum Samstag mit einem massiven Polizeiaufgebot seine mehr als 300 Kilometer lange grüne Grenze zum EU-Nachbarland Kroatien abgesperrt. Der illegale Grenzübertritt ist nunmehr auch auf diesem Abschnitt strafbar. Damit will Ungarn die ungehinderte Einreise von Migranten verhindern.

Anders als Kroatien ist EU-Mitglied Slowenien bereits dem Schengen-Abkommen für einen freien Reiseverkehr zwischen den Mitgliedsstaaten beigetreten. Deshalb handelt es sich bei der Grenze von Slowenien zu Kroatien um eine EU-Außengrenze. Aus diesem Grund will Slowenien alle eintreffenden Flüchtlinge registrieren. Nach Angaben der Behörden können täglich problemlos 5.000 Menschen durch den Alpen-Adria-Staat in Richtung Österreich transportiert werden.

Allein im vergangenen Monat sind 140.000 Menschen von Kroatien über die jetzt von Budapest geschlossene Grenze nach Ungarn gelangt, wie das Innenministerium mitteilte. Insgesamt hätten in dieser Zeit sogar 186.000 Menschen das Land passiert. Fast alle wollten nach Deutschland oder Österreich.

17 Oct 2015

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