taz.de -- Regierungskritiker in Istanbul: Türkische Polizei stoppt Protest

Hunderte linke Aktivisten wurden an einem Trauermarsch durch Istanbul gehindert. Begründet wurde das mit einem Demonstrationsverbot.
Bild: Istanbul am Dienstag, 13. Oktober 2015: Polizisten drängen Demonstranten zurück.

Istanbul AFP | Drei Tage nach [1][dem verheerenden Anschlag] mit fast hundert Toten in Ankara hat die Polizei am Dienstag eine geplante regierungskritische Kundgebung in Istanbul verhindert.

Hunderte vor dem Sirkeci-Bahnhof versammelte linke Aktivisten wurden von Sicherheitskräften an einem Trauermarsch durch die Stadt gehindert. Zur Begründung wurde auf ein in der Nacht erlassenes Demonstrationsverbot verwiesen. Vereinzelt gab es Handgreiflichkeiten.

Im Stadtteil Gazi, einer Hochburg der politischen Linken, gab es bereits in der Nacht gewaltsame Ausschreitungen. Maskierte Demonstranten warfen Molotowcocktails auf Sicherheitskräfte. Am Taksim-Platz wurde die U-Bahnstation geschlossen. In Ankara zerstörten Sicherheitskräfte vor dem Bahnhof, wo der Anschlag verübt worden war, ein verdächtiges Paket.

Bei dem Anschlag auf eine eine Friedensdemonstration linker Gruppen waren am Samstag mindestens 97 Menschen getötet und mehr als 500 weitere verletzt worden. Laut der türkischen Regierung wurde er von zwei Selbstmordattentätern verübt. Ankara erklärte die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat zum Hauptverdächtigen.

Staatschef Recep Tayyip Erdogan dürfte sich am Dienstagabend bei einer Pressekonferenz mit dem finnischen Präsidenten Sauli Niinistö erstmals seit dem Attentat öffentlich äußern. Am Sonntag will Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zu Gesprächen mit Erdogan in die Türkei reisen – nach jüngsten Angaben der Bundesregierung nach Istanbul und nicht nach Ankara.

13 Oct 2015

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