taz.de -- Gas für die Ukraine: Schön warm im Winter mit Gazprom
Der russische Energiekonzern liefert wieder, nachdem er gut 200 Millionen Euro von der Ukraine erhalten hat. Auch die Transitzufuhr in die EU soll möglich sein.
Moskau afp | Zwei Wochen nach der EU-vermittelten Einigung im Gasstreit zwischen Moskau und Kiew hat der russische Gasriese Gazprom seine Lieferungen an das Nachbarland wieder aufgenommen. Gazprom habe eine Anzahlung von 234 Millionen Dollar (206 Millionen Euro) aus Kiew für den Oktober erhalten und daraufhin um 10 Uhr (Ortszeit) den Gashahn aufgedreht, teilte Konzernchef Alexei Miller am Montag mit.
Die ukrainische Regierung will seinen Angaben zufolge das tägliche Maximalvolumen von 114 Millionen Kubikmetern Gas haben. Der ukrainische Konzern Naftogaz hatte bereits am Freitag angegeben, er wolle im Oktober insgesamt zwei Milliarden Kubikmeter russisches Gas kaufen. Analysten erwarten, dass Kiew genug Gas erhalten wird, um die Transit-Lieferungen in die EU zu gewährleisten. Für den gesamten Winter könnte es aber knapp werden.
Russland hatte am 1. Juli seine Gaslieferung an die Ukraine eingestellt. Ende September einigten sich beide Seiten unter EU-Vermittlung in Brüssel, den Gasstreit beizulegen. Dabei sagte Moskau einen niedrigeren Preis zu. Der Streit um das Gas dauerte seit dem Sturz des prorussischen Präsidenten Viktor Janukowitsch Anfang 2014 an.
Mehrfach wurden die Lieferungen, die auch für mehrere EU-Staaten wichtig sind, unterbrochen. Die EU bezieht etwa ein Drittel ihres Gasbedarfs aus Russland, rund die Hälfte davon wird über die Ukraine geleitet.
13 Oct 2015
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