taz.de -- Am Eurotunnel in Calais: Flüchtling von Zug überfahren

Ein Frachtzug hat einen Flüchtling erfasst und getötet. Nach Behördenangaben ist es schon der elfte tödliche Unfall in der Region Calais seit Ende Juni.
Bild: Immer wieder versuchen Flüchtlinge, durch den Eurotunnel unter dem Ärmelkanal nach Großbritannien zu gelangen.

Lille afp | Am Eurotunnel im nordfranzösischen Calais ist erneut ein junger Flüchtling ums Leben gekommen, der nach Großbritannien gelangen wollte. Der Minderjährige wurde in der Nacht zum Donnerstag von einem Frachtzug überfahren, wie die Behörden mitteilten. Bei dem Toten handelt es sich demnach womöglich um einen Eritreer oder Sudanesen.

Es ist den Behörden zufolge bereits der elfte tödliche Unfall eines Flüchtlings in der Region seit Ende Juni. Erst vor einer Woche war ein Flüchtling bei dem Versuch ums Leben gekommen, durch den Eurotunnel unter dem Ärmelkanal nach Großbritannien zu kommen. Er starb durch einen Stromschlag, als er auf einen Frachtzug kletterte.

In der nordfranzösischen Hafenstadt Calais sitzen mehr als 3000 Flüchtlinge fest, die meisten von ihnen stammen aus Ostafrika, Syrien und Afghanistan. Sie hoffen, auf Fähren über den Ärmelkanal oder auf Zügen durch den Eurotunnel nach Großbritannien zu gelangen. Die Situation eskalierte Ende Juli, als in manchen Nächten rund 2000 Versuche von Flüchtlingen gezählt wurden, auf das Eurotunnel-Gelände zu gelangen.

Die Sicherheitsvorkehrungen wurden daraufhin drastisch verschärft. Die Polizei wurde verstärkt und es wurden neue Absperrungen errichtet. Seitdem sank die Zahl der Fluchtversuche erheblich. Calais bleibt aber einer der Brennpunkte der Flüchtlingskrise in Europa.

24 Sep 2015

TAGS

Schwerpunkt Flucht
Flüchtlinge
Calais
Schwerpunkt Frankreich
Eurotunnel
Schwerpunkt Flucht
Bulgarien
Mittelmeer
Schwerpunkt Flucht
Flüchtlinge
Schwerpunkt Flucht
Calais
Schwerpunkt Flucht

ARTIKEL ZUM THEMA

Flüchtlinge in Calais: Zusammenstöße mit der Polizei

Migranten blockierten eine Fahrbahn und wollten sich in Lastwagen verstecken. Eingreifende Polizisten wurden mit Steinen angegriffen.

Vorfall bei Grenzübertritt: Bulgaren erschießen Flüchtling

Wegen „illegaler“ Übertritte feuerten bulgarische Grenzer auf Flüchtlinge – ein Mann starb. Ein Toter wurde auch im Eurotunnel gefunden.

Flüchtlingselend in Europa: Gerettet und abgeschoben

Ein Dutzend Flüchtlinge ertrank vor der türkischen Küste, über tausend wurden gerettet. Mecklenburgs Innenminister führt Nachtabschiebungen wieder ein.

Frankreichs Premier im Flüchtlingslager: Valls als Grenzwächter in Calais

Beim Besuch in einem Aufnahmezentrum gibt sich Manuel Valls standfest und humanitär zugleich. Um den „Dschungel“ macht er aber einen Bogen.

Flüchtlingskrise am Eurotunnel: Gemeinsames Kommando in Calais

Französische und britische Regierung errichten am Ärmelkanal ein Kontrollzentrum. Die Bürgermeisterin von Calais verlangt derweil eine Entschädigung.

Deutsche Fluchthelfer damals und heute: Die guten Schleuser

Er grub 1962 in Westberlin einen Tunnel, sie transportiert heute Migranten ins Land. Lange verehrt, heute bekämpft: deutsche Fluchthelfer.

Flüchtlingsroute Calais-Dover: Geld für die Abwehr von Flüchtlingen

Großbritannien und Frankreich erhalten von der EU 266 Millionen Euro bis zum Jahr 2020, um die Lage am Ärmelkanal unter Kontrolle zu bringen.

Flüchtlinge am Ärmelkanal: Millionen aus Brüssel

Die EU-Kommission gibt Frankreich und Großbritannien finanzielle Unterstützung und Verfahrenshilfe durch Frontex: insgesamt fast 50 Millionen Euro.