taz.de -- Korruptionsskandal in Guatemala: Minister treten aus Protest zurück

Staatsanwälte vermuten, dass auch Pérez Molina in die Affäre verwickelt ist. Der Präsident von Guatemals bestreitet das aber.
Bild: Bildungsministerin Cynthia del Aguila und Wirtschaftsminister Sergio de la Torre erklärten am 22. August 2015 ihren Rücktritt.

Guatemala-Stadt ap | Aus Protest gegen den Korruptionsskandal in Guatemala sind drei ranghohe Politiker zurückgetreten. Die Minister für Wirtschaft und Bildung legten am Samstag ebenso ihr Amt nieder wie der eigens von Präsident Otto Pérez Molina ernannte Kommissar für Wettbewerbsfähigkeit.

Ex-Wirtschaftsressortchef Sergio de la Torre sagte dazu: „Wir können nicht länger in dieser Regierung weitermachen“, nachdem die frühere Vizepräsidentin Roxana Baldetti am Freitag verhaftet worden sei.

Die Politikerin war im Mai zurückgetreten, nachdem ihr Privatsekretär mit dem Korruptionsskandal in Verbindung gebracht worden war. Die Affäre drehte sich um Schmiergelder, die Geschäftsleute im Gegenzug für niedrigere Einfuhrzölle gezahlt haben sollen.

Dadurch soll der Staat um mehrere Millionen Dollar betrogen worden sein. Baldetti hat eine Verwicklung in den Skandal bestritten. Doch nun steht sie unter dem Verdacht der illegalen Vereinigung, des Zollbetrugs und der Bestechung.

Die drei nun zurückgetretenen Top-Politiker haben enge Verbindungen zu den Handelskammern in Guatemala, die Pérez Molina zum Rücktritt aufgefordert haben.

Staatsanwälte baten bereits darum, dass dem Staatschef die Immunität entzogen werde, auf dass auch gegen ihn ermittelt werden könne. Es sei „äußerst wahrscheinlich, dass auch der Präsident der Republik“ sich an dem Korruptionsring „beteiligt haben könnte“, resümierte Generalstaatsanwältin Thelma Aldana. Pérez Molina bestreitet jedoch eine Verwicklung in den Fall.

23 Aug 2015

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