taz.de -- Neonazis wollen Zutritt zu Asylheim: NPD klagt gegen Besuchsverbot

NPD-Abgeordnete in Mecklenburg-Vorpommern wollen ein Flüchtlingsheim besichtigen. Innenminister Caffier verweigert das. Nun ziehen die Neonazis vor Gericht.
Bild: Als Begründung verweist die NPD auf ihren Informationsanspruch

Schwerin/Greifswald dpa | Die Fraktion der rechtsextremistischen NPD im Landtag von Mecklenburg-Vorpommerns will vor Gericht einen Besichtigungstermin in einem Flüchtlingsheim erzwingen. Die NPD habe zwei Anträge bei Gericht eingereicht, sagte der Sprecher des Landesverfassungsgerichts in Greifswald, Sven Nickels, am Donnerstag. Innenminister Lorenz Caffier (CDU) verteidigte die Entscheidung, den Mitgliedern der rechtsextremen Partei den Zutritt zu der Erstaufnahmeeinrichtung zur verweigern. „Für mich ist es nicht zu ertragen, dass Leute, die tagtäglich gegen Asylbewerber hetzen, jetzt unsere Aufnahmeeinrichtung besuchen wollen“, sagte er der Bild-Zeitung.

Sein Ministerium hatte den Antrag der NPD-Abgeordneten abgelehnt, sich in Nostorf/Horst über die Situation in der Einrichtung zu informieren. Die ehemalige Kaserne wird als Erstaufnahmeeinrichtung Mecklenburg-Vorpommerns genutzt. Sie bietet rund 650 Menschen Platz, ist aber wegen der anhaltend hohen Zahl neuer Flüchtlinge überbelegt.

Es sei zu befürchten, dass das friedliche Zusammenleben der Flüchtlinge beeinträchtigt werden könnte, begründete das Innenministerium das Besuchsverbot. Die NPD habe die Debatte durch ausländerfeindliche Äußerungen und asylkritische Positionen angeheizt.

Wie Gerichtssprecher Nickels sagte, wehren sich die Antragsteller von der NPD-Fraktion dagegen, dass das Innenministerium den angestrebten Besuch abgelehnt hat. Mit einem zweiten Antrag werde der Erlass einer Einstweiligen Anordnung gefordert, der den Besuch der Einrichtung durch Fraktionsmitglieder ermöglicht. Das Verfassungsgericht habe das Innenministerium zur Stellungnahme aufgefordert und werde sich möglicherweise in der kommenden Woche mit dem Vorgang befassen, sagte Nickels.

Das Ansinnen der NPD sei an Scheinheiligkeit kaum zu überbieten und schnell zu durchschauen, erklärte Caffier. Er erneuerte seine Forderung nach einem NPD-Verbot, „um diesen Spuk zu beenden“. Caffier gilt als einer der entschiedensten Befürworter des Parteienverbotes, das der Bundesrat beantragt hat.

13 Aug 2015

TAGS

NPD-Verbot
NPD
Schwerpunkt Neonazis
Asylsuchende
Unterbringung von Geflüchteten
Mecklenburg-Vorpommern
Schwerpunkt Flucht
NPD
Lorenz Caffier
Schwerpunkt Rassismus
Rechtsextremismus
Containerdorf
Tröglitz

ARTIKEL ZUM THEMA

Pastörs zu Besuch in Unterkunft: NPD provoziert in Flüchtlingsheim

Die NPD erstritt über ihre Landtagsfraktion Zutritt zu einem Flüchtlingsheim in Mecklenburg-Vorpommern. Danach wetterte sie weiter gegen „Asylbetrüger“.

Rechte kriegen Zugangsrechte: NPD darf Flüchtlinge besuchen

Verfassungsgericht Mecklenburg-Vorpommerns kippt Besuchsverbot in Aufnahmelager. Auch für NPD-Abgeordnete gälten alle parlamentarischen Rechte.

Gerichtsentscheid in Meck-Pomm: NPD-Abgeordnete dürfen ins Asylheim

Mecklenburgs Innenminister Caffier legte Abgeordneten der NPD ein Besuchsverbot für die Erstaufnahmestelle auf. Das Landesverfassunsgericht nahm es zurück.

Rechte in Deutschland und der EU: Die NPD ist ihnen zu soft

Für ein „weißes Europa“ planen verschiedene rechte Organisationen und Parteien Anti-Flüchtlings-Proteste. Und sie treten dabei immer härter auf.

Kommentar Attackierte Flüchtlingsheime: Eine übergreifende Strategie

In der letzten Zeit wurden vermehrt Anschläge auf geplante Unterkünfte für Asylsuchende verübt. Die rechte Szene feiert den Hass.

Containerdörfer in Buch: Nicht ganz willkommen

Seit einem Monat wohnen Geflüchtete in Buch. Dort reichen die Reaktionen von Ablehnung bis zu Unterstützung.

Ökonazis im Wendland: Jung, naturverbunden, rechts

Viele Neonazis verwirklichen ihre Aussteigerfantasien im Wendland und engagieren sich für Naturschutz. Einige Nachbarn stört das, aber längst nicht alle.

Der Pfarrer von Tröglitz: Ein Brausen durchs Gebälk

Als die NPD gegen das Flüchtlingsheim protestierte, rief der Ortspfarrer zum Friedensgebet. Nach dem Brandanschlag kommen jetzt auch die Gottesfernen.