taz.de -- Neues Luftabwehrsystem der Bundeswehr: Meads soll kommen

Das größte Rüstungsprojekt von Verteidigungsministerin von der Leyen soll 2025 die Patriot-Technologie ablösen. Es würde mehrere Milliarden Euro kosten.
Bild: Sichert Deutschland in Zukunft gegen Feinde aus der Luft ab: das Luftabwehrsystem Meads.

Berlin dpa | Die Bundeswehr soll für mehrere Milliarden Euro ein neues Luftabwehrsystem erhalten. Nach langer Prüfung hat sich das Verteidigungsministerium nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur und des ARD-Hauptstadtstudios für das unter deutscher Beteiligung entwickelte Medium Extended Air Defense System – kurz Meads – entschieden. Bis 2025 soll das neue Waffensystem die bisher von der Bundeswehr genutzten „Patriot“-Einheiten des US-Herstellers Raytheon ablösen.

Die Verteidigungsexperten der Koalition wurden am Montagabend im Bendlerblock über die Entscheidung informiert. Es wird die teuerste Neuerwerbung der Bundeswehr in den nächsten Jahren sein. Und es ist das erste große Rüstungsprojekt von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen. Die CDU-Politikerin hat die Reform des Rüstungssektors der Bundeswehr zu einem zentralen Ziel ihrer Amtszeit erklärt.

Das US-Unternehmen Raytheon hatte sich ebenfalls um den Auftrag beworben. An Meads sind MDBA Deutschland aus dem bayerischen Schrobenhausen, MDBA Italien und der US-Hersteller Lockheed Martin beteiligt. Bereits jetzt sind etwa vier Milliarden Euro in das Projekt geflossen – davon eine Milliarde Euro deutsche Steuergelder. Drei bis vier weitere Milliarden wird Meads kosten.

Das neue Waffensystem soll Angriffe mit Flugzeugen und Raketen abwehren können. Zu einer Einheit gehören unter anderem ein Gefechtsstand, ein 360-Grad-Radar und Raketenabschussrampen. Wie viele Einheiten angeschafft werden sollen, ist noch unklar. Im Gespräch sind acht bis zehn.

MDBA soll nun bis Mitte 2016 ein Angebot vorlegen. Für die Weiterentwicklung des Systems sollen strenge Auflagen vertraglich festgelegt werden, um Verzögerungen und Qualitätseinbußen zu vermeiden.

Der CDU-Verteidigungsexperte Henning Otte erklärte, mit der Entscheidung für Meads werde „eine wichtige Fähigkeitslücke für den Schutz unseres Landes und unserer Soldaten im Einsatz geschlossen“. Er begrüßte die geplanten vertraglichen Auflagen. „Zu oft waren in der Vergangenheit Rüstungsprojekte von Verspätungen und Preissteigerungen gekennzeichnet“, sagte er der dpa.

9 Jun 2015

TAGS

Bundeswehr
Rüstungspolitik
Ursula von der Leyen
Ursula von der Leyen
Singapur
Bundeswehr

ARTIKEL ZUM THEMA

Neues Luftabwehrsystem: Ministerin streichelt Meads

Ursula von der Leyen verteidigt ihre Entscheidung für das Luftabwehrsystem Meads. Frühere Probleme bei Rüstungsprojekten seien nun aufgearbeitet.

Militärische Kooperation mit Singapur: Leopard-Panzer und U-Boote

Deutschland will bei der Sicherheit noch enger mit dem Stadtstaat Singapur zusammenarbeiten. Es geht vor allem um deutsche Militärtechnik.

Rüstungspolitik der Großen Koalition: Bund soll sich wehren können

Die Koalition will die Bundeswehr mit mehr Panzern aufrüsten. Auch die Rüstungsausfuhren unter Gabriel sind kaum gebremst.

Aus für umstrittene Pläne: USA verzichten auf Raketenschild

Mit der Absage an einen Raketenschild in Osteuropa folgt US-Präsident Obama seinen außenpolitischen Prioritäten: Die USA brauchen Russland.