taz.de -- Ermittlungen in Baltimore: Anklage wegen Polizeigewalt

Sechs Polizisten sind offiziell wegen des Todes von Freddie Gray angeklagt. Ihnen wird Mord mit bedingtem Vorsatz, fahrlässige Tötung und Totschlag vorgeworfen.
Bild: Staatsanwältin Marilyn Mosby bei der Verkündung der Anklage

WASHINGTON afp/ap | Im Zusammenhang mit dem Tod des Afroamerikaners Freddie Gray nach seiner Festnahme in Baltimore sind sechs Polizeibeamte offiziell angeklagt worden. Das habe eine Grand Jury aus Laienrichtern am Donnerstag entschieden, teilte die Staatsanwaltschaft in der US-Ostküstenstadt mit. Der schwerwiegendste Anklagepunkt lautet auf Mord mit bedingtem Vorsatz. Drei von ihnen soll auch wegen fahrlässiger Tötung der Prozess gemacht werden und einem Polizisten wegen Totschlags. Der Vorwurf wegen unzulässiger Inhaftierung in drei Fällen wurde fallen gelassen.

Die Grand Jury habe genügend Anhaltspunkte für eine Anklage gesehen, sagte Staatsanwältin Marilyn Mosby vor Journalisten. Die Beamten sollten am 2. Juli zur Verlesung der Anklage vor Gericht erscheinen. Bis zu einer Verurteilung gelte die Unschuldsvermutung, fügte Mosby hinzu. Den Angeklagten drohen je nach Vorwurf Haftstrafen zwischen zehn und 30 Jahren.

[1][Freddie Gray war am 12. April von der Polizei festgenommen worden], nachdem er Blickkontakt mit einem Beamten hatte und dann wegrannte. Er wurde gefesselt in einen Polizeitransport verfrachtet, wobei er sich laut Mosby eine fatale Rückenverletzung zuzog. Seine Bitten um medizinische Behandlung seien wiederholt ignoriert worden. Zudem schnallte ihn keiner der Beamten während der Fahrt zur Wache an, was einen Verstoß gegen die Polizeirichtlinien darstellt. Die Ermittler gehen davon aus, dass sich der junge Mann während der Fahrt im Polizeitransporter das Genick brach. Eine Woche nach seiner Festnahme starb Gray im Krankenhaus.

Grays Tod wurde von vielen als neuer Fall von tödlicher Polizeigewalt gegen unbewaffnete Schwarze in den USA verurteilt. Der Fall löste in Baltimore gewalttätige Proteste aus. [2][Zwischenzeitlich galt eine nächtlicher Ausgangssperre] und die Nationalgarde wurde in die Ostküstenstadt geschickt.

Das US-Justizministerium kündigte Anfang Mai an, dem Verdacht von systematischen Bürgerrechtsverletzungen durch die Polizei in Baltimore nachzugehen. Eine ähnliche Untersuchung hatte nach den tödlichen Polizeischüssen auf den schwarzen Teenager Michael Brown im August 2014 in der Kleinstadt Ferguson eine systematische Benachteiligung und routinemäßige Schikanierung von Afroamerikanern festgestellt.

22 May 2015

LINKS

[1] /Polizeigewalt-in-den-USA/!158469/
[2] /Polizeigewalt-in-den-USA/!159125/

TAGS

Schwerpunkt Rassismus
Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus
Freddie Gray
Baltimore
Freddie Gray
Baltimore
Schwerpunkt Rassismus
Die Linke
USA

ARTIKEL ZUM THEMA

Rassistische Polizeigewalt in den USA: Prozess im Fall Freddie Gray geplatzt

Die Geschworenen konnten sich nicht auf ein Urteil einigen. Nun muss das Verfahren um den Tod des Afroamerikaners neu aufgerollt werden.

Autopsiebericht zu Tod von Freddie Gray: Verletzungen durch rohe Gewalt

Die lebensgefährlichen Verletzungen des 25-jährigen Freddie Gray kamen von einem abruptem Bremsmanöver der Polizei. Es war kein Unfall, heißt es.

Video von Polizeigewalt in Texas: US-Polizist quittiert den Dienst

Er zog seine Waffe und zwang ein Mädchen aggressiv auf den Boden: Ein Polizist, der wegen übermäßiger Gewalt in der Kritik stand, gibt seinen Job auf.

Urteil des Bundesverfassungsgerichts: Auskunft über Prügelpolizisten

Bei Landeseinsätzen von Bundespolizisten darf die Regierung nicht mehr jede Auskunft verweigern. Dies gilt besonders bei rechtswidrigem Verhalten.

Nach tödlichen Schüssen auf Schwarze: US-Polizist freigesprochen

Wegen mangelnder Beweise, dass die tödlichen Schüsse aus seiner Waffe stammten, wurde ein Polizist in den USA freigesprochen. Nach dem Urteil kam es zu Ausschreitungen.