taz.de -- Sieg für Sonia Gandhi und ihren Sohn: Der Gandhi-Clan zieht die Fäden

Premier Manmohan Singh wurde von Sonia Gandhi ausgesucht. Doch schon jetzt baut sie ihren 38jährigen Sohn Rahul als den künftigen Premierminister Indiens auf.
Bild: Der Premier Manmohan Singh - und der aufsteigende Stern der Kongresspartei, Rahul Gandhi.

DELHI tazDer Sieg der Kongresspartei bei den Wahlen zum indischen Unterhaus ist auch der Sieg von Indiens einflussreichster Politikdynastie: Der Gandhi-Clan ist im Aufwind. Der 38-jährige Rahul Gandhi präsentiert sich immer offener als Entscheidungsträger über die zukünftigen Geschicke der Partei, mit der seine Familie untrennbar verbunden ist. Im Hintergrund zieht jedoch vorläufig noch seine italienische Mutter die Fäden: Kongress-Chefin Sonia Gandhi, die Witwe des ermordeten Exministerpräsidenten Rajiv Gandhi.

Seine Frau Sonia hatte Rajiv Gandhi 1964 während seines Studiums an der Universität Cambridge kennengelernt. Die junge Italienerin arbeitete damals als Bedienung in einem Restaurant. 1968 heirateten sie, Sonia zog zu ihrer Schwiegermutter Indira Gandhi nach Delhi.

Nach dem tödlichen Anschlag auf seiner Mutter Indira im Jahr 1984 wurde Rajiv Gandhi Premier. 1987 entsandte er Truppen in den Norden Sri Lankas, um den drei Jahre zuvor ausgebrochenen Krieg mit den Rebellen der Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE) zu beenden. Doch die Mission wurde zu einem Debakel: Bald verwickelten die Tamil Tigers die indischen Truppen in verlustreiche Kämpfe. 1990 zogen die indischen Soldaten ab. Rebellenchef Velupillai Prabhakaran befürchtete aber, Rajiv Gandhi könnte erneut die indische Armee nach Sri Lanka entsenden. Im Mai 1991 tötete ihn eine Selbstmordattentäterin der Rebellen auf einer Wahlkampfveranstaltung.

Nach Rajiv Gandhis Tod hielt sich Indira Gandhi einige Jahre lang aus der Politik ihres Gastlandes heraus. Doch die Kongresspartei drohte durch Flügelkämpfe zu zerfasern. 1997 wurde Sonia Gandhi deswegen Parteichefin und einte die Partei. Die Wahlen 1999 verlor die Kongresspartei zwar an die hindunationalistische BJP, 2004 holte sie sich jedoch überraschend den Sieg. Sonia Gandhi stellte den früheren Finanzminister Manmohan Singh für die Wahl zum Premierminister auf.

Der jetzige Wahlkampf war der Testlauf für Sonia Gandhis Sohn Rahul. Der 38-Jährige nahm an mehr Wahlkampfveranstaltungen teil als seine Mutter und Manmohan Singh zusammen. Damit hat er seinen Anspruch auf den Posten des Premiers mehr als deutlich gemacht. Rahul Gandhi ist kein überragender Redner, auch fehlt ihm das Gespür für die Massen. Doch er hat über die Jahre an Selbstbewusstsein gewonnen und wirkt zunehmend souveräner.

17 May 2009

AUTOREN

Sascha Zastiral

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Indien

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