taz.de -- Kolumne Sziget-Festival Budapest (5): Wie es sich anfühlt
Nächtliche Qualen muss unser Kolumnist auf dem Sziget-Festival erleiden. Männer ohne Licht pflügen sich rücksichtslos durch die Zeltwiese, wie ein Ackerpflug durch die Erde.
Fremder Mann, Du tratest mir / des nächtens auf den Kopf / fremder Mann, Dein großer Fuß / traf Wange, Ohr und Zopf
Du schrieest lauthals Shit und Fuck / und auch nach Deiner Frau / ich lag in Zelt und Schlafenssack / und dachte: Blöde Sau!
Du hörtest zwar mein Schmerzensschrei`n / und wanktest dennoch weiter / direkt ins nächste Zelt hinein / dort war man auch nicht heiter
Du schnittest wie ein Ackerpflug / durch Hering, Plane, Leine / Klar, Taschenlampen gibts genug / doch ein echter Mann braucht keine
Fremder Mann vernimmt den Fluch / mit dem ich mich nun räche / Ich hoff` Du findest Deine Frau / doch höre was ich spreche
Boxen soll ihr Hobby werden / und ihr Charakter der des Hai / ein Schlag täglich soll Dich erden / und immer freitags auch mal drei
Diese Bands sieht der Autor heute (14.8.09): Haydamaky, Anima Sound System, The Prodigy, Dillinja, Palotai
14 Aug 2009
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