taz.de -- Berlusconi pöbelt im TV: "Eine widerwärtige Talkshow"
Italiens Premier hat per Live-Telefonschaltung den Moderator einer Talkshow wüst beschimpft. Der nannte Berlusconi daraufhin einen "unerzogenen Proleten". Thema waren natürlich die Sexaffären.
ROM dpa | Der durch diverse Sexskandale angeschlagene italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi zeigt Nerven. Der 74-Jährige, der im Visier der Mailänder Staatsanwälte wegen Begünstigung der Prostitution und Prostitution einer Minderjährigen steht, rastete am späten Montagabend in einer kritischen TV-Show aus und erging sich in wüsten Beschimpfungen gegen den Moderator und seine Gäste.
"Ich bin Zeuge einer widerwärtigen Talkshow unter einer verächtlichen, unflätigen und scheußlichen Moderation", wetterte Berlusconi. Er hatte sich per Telefon live in die von dem TV-Kanal La 7 ausgestrahlte Talkshow "L'Infedele" (Der Untreue) des Moderators Gad Lerner zugeschaltet, in der es um seine jüngste Sexaffäre ging.
Dabei gab Berlusconi vor allem Nicole Minetti Rückendeckung. Die 26-jährige ehemalige Dentalhygienikerin des Ministerpräsidenten war im vergangenen Jahr dank Berlusconis Unterstützung zur Regionalabgeordneten in der Lombardei gewählt worden. Nun verdächtigen sie die gegen den Premier ermittelnden Mailänder Staatsanwälte der Beihilfe zur Prostitution.
Der Regierungschef sprach empört von einer Verleumdungskampagne gegen Minetti, die er als "intelligente und ernsthafte Person" bezeichnete - was er von den zu der Show eingeladenen Prostituierten nicht behaupten könne. Der Moderator konterte, Berlusconi sei ein "unerzogener Prolet" und Rüpel.
Silvio Berlusconi wird von der Staatsanwaltschaft in Mailand verdächtigt, eine Reihe junger Mädchen gegen Bezahlung zu orgienhaften Parties in seine Villa Arcore bei Mailand eingeladen zu haben. Zu diesem Harem soll unter anderen die damals noch minderjährige Marokkanerin Karima El-Marough alias "Ruby" gehört haben. Minetti wird verdächtigt, die jungen Frauen ausgesucht und kontrolliert zu haben.
25 Jan 2011
ARTIKEL ZUM THEMA
Italiens Regierungschef Silvio Berlsuconi hat die Forderung der Staatsanwaltschaft nach einem Verfahren gegen ihn empört zurückgewiesen. Sie sei "ekelhaft".
Lautstark demonstrieren die Menschen gegen die Sex-Exzesse ihres alternden Premiers Silvio Berlusconi. Heftig und mächtig soll es in den nächsten Wochen weiter gehen.
Neue Enthüllungen im Sexskandal um Silvio Berlusconi. Der italienische Staatschef soll auf seinen Sex-Parties ein weiteres minderjähriges Mädchen zu Besuch gehabt haben.
Erstmals distanziert sich der Vatikan wegen Berlusconis Sex-Eskapaden vom italienischen Ministerpräsidenten. Das könnte ihm letztendlich sein Amt kosten.
Bisher ging Berlusconis Strategie, das politische Amt als juristischen Schutzschild zu missbrauchen ganz gut auf. Doch schon bald könnte seine Regierung der Vergangenheit angehören.
Laut Medien soll sich Berlusconi einen ganzen "Harem" junger Frauen gehalten haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Im Zentrum steht die damals gerade 17 Jahre alte "Ruby Rubacuori".
Für Ministerpräsident Berlusconi ist das Urteil gegen sein Immunitätsgesetz kein Grund zum Rücktritt. Die Prozesse sehe er vielmehr "völlig konstruiert, lächerlich, grotesk".
Das italienische Verfassungsgericht hat den Kern von Berlusconis Immunitätsgesetzes zurückgewiesen. Die Richter sollen selbst entscheiden, ob Berlusconi vor Gericht muss.