taz.de -- Gefechte im Jemen: Taes in Hand der Opposition
Nach Angaben eines Stammesführers kontrollieren Rebellen die Stadt Taes, die zweitgrößte des Landes. Die Britische Marine steht bereit, um eigene Landsleute zu evakuieren.
TAES/SANAA afp/dpa | Taes als zweitgrößte Stadt des Jemen wird nach Angaben eines Stammesführers nach schweren Zusammenstößen mit den Regierungstruppen nun von bewaffneten Oppositionellen kontrolliert. Die im Süden des Landes gelegene Stadt sei "in den Händen der Rebellen", sagte Scheich Hammud Saeed al-Michlafi, Chef des Stammesrates in Taes, am Dienstag.
Bewaffnete Stammesvertreter seien in der Stadt und vor allem vor Regierungsgebäuden positioniert, um die "friedlichen regierungskritischen Demonstranten zu beschützen", sagte er. Diese seien vor einer Woche Opfer eines "Völkermords" geworden.
Nach Angaben der UNO waren in der vergangenen Woche mehr als 50 Menschen in Taes getötet worden, als jemenitische Sicherheitskräfte gewaltsam eine Sitzblockade auf dem zentralen Platz der Freiheit auflösten.
In der zweitgrößten Stadt des Jemen gibt es seit Monaten heftige Proteste gegen Staatschef Ali Abdallah Saleh, der sich derzeit zu einem Klinikaufenthalt im Nachbarland Saudi-Arabien aufhält. Auch in der Nacht hätten die Kämpfe zwischen Oppositionellen und regierungstreuen Sicherheitskräften sowie der republikanischen Garde angehalten, sagte al-Michlafi.
Unterdessen versuchte am Dienstag im Morgengrauen ein Saudi-Araber, gewaltsam die Grenze zum Jemen zu überqueren. Dabei starben nach Angaben des saudi-arabischen Innenministeriums er selbst sowie zwei saudi-arabische Grenzsoldaten.
Ein dritter Grenzwächter sei verletzt worden. Nach Angaben des Ministeriums fuhr der Mann mit einem Geländewagen auf den Grenzposten von Wadia zu und schoss dabei wahllos um sich.
Die BBC berichtete, ein britisches Marineschiff sei vor die jemenitische Küste verlegt worden, um im Notfall rasch für die Evakuierung britischer Staatsbürger bereitzustehen. Die britische Botschaft in Sanaa arbeitet noch mit einer Kernmannschaft. Mehrere Staaten hatten ihre Vertretungen in Sanaa in den vergangenen Tagen aus Sicherheitsgründen geräumt, darunter auch Deutschland.
7 Jun 2011
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