taz.de -- Vor dem UN-Klimagipfel: "Unter 2 Grad" gilt für alle

Angela Merkel drängt zur Vorbereitung des UN-Klimagipfels auf Erfolge in der globalen Klimapolitik. Ohne die Mitarbeit der großen Schwellenländer geht es nicht.
Bild: Gut gelaunt gegen Erwärmung: Angela Merkel beim Klima-Dialog.

Die Klimadiplomatie lebt: Zur Vorbereitung des UN-Klimagipfels in Durban haben Bundeskanzlerin Angela Merkel und Umweltminister Norbert Röttgen (beide CDU) am Sonntag zum 2. Petersberger Klimadialog nach Berlin geladen. "Die Finanz- und Wirtschaftskrise ist noch nicht überwunden, aber das bedeutet nicht etwa, dass die Bedrohung durch den Klimawandel unwichtiger geworden wäre", sagte Merkel vor den Delegierten aus 35 Staaten.

Auf dem Weg zu einem verbindlichen Abkommen seien vielfältige Hürden zu nehmen. "Sicherlich ist es richtig, anzufangen und zu fragen: Was sind eigentlich die Klimaschutzziele der einzelnen Staaten und wie kann man diese fair und ausgewogen gestalten", so Merkel. Die Industrieländer seien vor allem in der Verantwortung.

"Aber angesichts des rasanten Tempos der Entwicklung der Schwellenländer könnten die Industrieländer alleine die Zielstellung, die Erderwärmung unter 2 Grad zu halten, nicht erreichen", sagte Merkel. Die Schwellenländer müssten einen Beitrag leisten. Wirtschaftliche Entwicklung und Klimaschutz dürften kein Gegensatz sein.

Ein Spielverderber bei der Kompromissfindung ist der Kioto-Protokoll-Ablehner USA. Als positives Signal wertete Röttgen, dass die beiden großen Klimasünder, USA und China, ihre Chef-Klimaverhandler nach Berlin geschickt haben. "Alle sind da, in deren Händen es liegt, dass der Prozess weitergeht - keiner entzieht sich", sagte Röttgen. Die Europäer könnten diese Aufgabe nicht alleine lösen, so Röttgen.

Südafrikas Außenministerin Maite Nkoana-Mashabane betonte am Rande der Konferenz, dass schon der erste Petersberger Dialog 2010 hilfreich gewesen sei für die Vorbereitung des Klimagipfels in Cancún im Dezember 2010. "Auch in diesem Jahr wollen wir das informelle Ministertreffen nutzen, um einen anspruchsvollen und zugleich realistischen Rahmen für die kommende Weltklimakonferenz in Durban abzustecken", sagte Röttgen.

Kurz vor Beginn der Konferenz haben Greenpeace-Kletterer ein fünf mal fünf Meter großes Banner direkt neben dem Tagungsgebäude an die Akademie der Künste befestigt: "Take Leadership to save the Climate! Yes, you can!" Greenpeace fordert die deutsche Kanzlerin auf, sofort zu reagieren: "Angela Merkel: Act now!"

Die Klimadiplomatie trete auf der Stelle, sagte Greenpeace-Klimaexperte Martin Kaiser. "Auf nationaler Ebene hat Merkel mit dem beschleunigten Atomausstieg und der Energiewende Mut bewiesen. Jetzt ist ihr diplomatisches Geschick gefragt, um auch die UN-Klimaverhandlungen mit anderen zum Erfolg zu führen", so Kaiser.

3 Jul 2011

TAGS

Schwerpunkt Klimawandel
Schwerpunkt Klimawandel

ARTIKEL ZUM THEMA

Klimagipfel in Durban: Geld für arme Länder auf Eis gelegt

Die USA und Saudi-Arabien blockieren einen Kompromiss zum UN-"Klimafonds". Der sollte bald starten und jährlich bis zu 30 Milliarden Dollar für arme Länder bringen.

Verlängerung des Kioto-Protokolls: EU taktiert beim Klima weiter

Vor der nächsten Klimakonferenz fordern die EU-Umweltminister als Zwischenlösung eine Verlängerung des Kioto-Protokolls – unter bestimmten Bedingungen.

Umweltaktivist über Kopenhagener Prozess: "Fast wie Terroristen behandelt"

Elf Greenpeace-Mitglieder stehen in Kopenhagen vor Gericht. Sie hatten an Protesten beim Klimagipfel 2009 teilgenommen. Der Mitangeklagte Juan López de Uralde spricht von politischer Justiz.

Petersberger Klimadialog in Berlin: Kioto ist nur ein bisschen tot

Der Bundesumweltminister betont beim Klimadialog die Bedeutung bereits bestehender Absprachen als Rahmen für künftige Verträge. Aber für alle bindend müssen sie nicht sein.

Energiewende-Gesetze erklärt: Der Weg zum Ausstieg

Abschied vom Atomstrom, Elektrizität aus Wind und Sonne, die Zukunft von Strom und Kohle? Fragen und Antworten zu den international einzigartigen Gesetzen.

Umweltschutz: Das Klimaschutzgesetz ist nur geparkt

Die Senatsverwaltung glaubt fest an ein neues Klimaschutzgesetz - nach der Wahl. Nötig wäre es, denn das Land hat Nachholbedarf in Sachen CO2-Reduzierung. Zum Beispiel bei erneuerbaren Energien.