taz.de -- Bloggerin in Ägypten festgenommen: 2300 Euro für die Freiheit

Eine prominente ägyptische Aktivistin ist wegen Beleidigung des Militärs und angeblichen Mordaufrufen festgenommen worden. Gegen eine ungewöhnlich hohe Kaution kam sie wieder frei.
Bild: Asmaa Mahfus rief im Januar via Youtube dazu auf, auf dem Tahrir-Platz zu demonstrieren.

KAIRO dpa/afp | Eine jüngst verhaftete Mitinitiatorin der Revolution in Ägypten ist gegen Rekordkaution wieder auf freiem Fuß. Ein anyonymer Geschäftsmann habe die Summe von 20.000 Pfund (2360 Euro) hinterlegt, berichteten Kairoer Zeitungen am Montag.

Die ägyptische Militärstaatsanwaltschaft hatte am Sonntag die prominente Internetaktivistin und Bloggerin Asmaa Mahfus wegen angeblicher Beleidigung des regierenden Militärrats festgenommen. Die 26-Jährige wird von der Militärgerichtsbarkeit beschuldigt, zu Mordanschlägen gegen Armee-Angehörige aufgerufen zu haben. Sie bestreitet die Vorwürfe und beanstandet außerdem, dass sie als Zivilistin von der Militärjustiz verfolgt wird.

Mahfus sei verhört worden, weil sie sich "unpassend" über den Militärrat geäußert und ihn auf Facebook und Twitter verleumdet und beleidigt habe, hieß es in dem Bericht. Der Chef der Militärjustizbehörde, Mahmud Morsi, erklärte, Mahfus habe mit ihren Beleidigungen der Streitkräfte die Grenze der Redefreiheit überschritten. Es gebe dafür "keine Toleranz".

Die junge Frau ist Mitbegründerin der Jugendbewegung 6. April und hatte zu jenen Aktivisten gehört, die im Januar die Massenproteste gegen den damaligen Präsidenten Husni Mubarak organisiert hatten. Diese hatten am 11. Februar zum Sturz des autoritären Präsidenten geführt. Nach der Wende trat Mahfus mit scharfer Kritik an dem seither regierenden Militärrat hervor. Die von den Militärstaatsanwälten festgesetzte Kautionssumme ist für Fälle dieser Art unüblich hoch.

Mubarak muss sich derzeit vor einem Gericht in Kairo wegen der Tötung von mehr als 800 Demonstranten und wegen Amtsmissbrauchs verantworten.

15 Aug 2011

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