taz.de -- Chinas Pläne für Europa: Nicht mehr als eine "helfende Hand"
Inszenierte Wen Jiabao sein Land zunächst als möglichen Retter in der Not für das überschuldete Europa, gibt es nun gemäßigtere Töne: Peking will helfen, aber nicht zum Hoffnungsträger werden.
PEKING dpa | China hat übergroße Hoffnungen auf eine Rettung Europas in der Krise durch chinesische Investitionen gedämpft. Der Vizevorsitzende der mächtigen Reform- und Entwicklungskommission (NDRC), Zhang Xiaoqiang, forderte die europäischen Länder am Donnerstag beim "Sommer-Davos" des Weltwirtschaftsforums in der nordostchinesischen Hafenstadt Dalian auf, vielmehr ihr eigenes Haus in Ordnung zu bringen. "Jedes Land sollte die ihm angemessene Verantwortung erfüllen."
Zhang Xiaoqiang präzisierte Äußerungen von Regierungschef Wen Jiabao am Vortag, wonach China eine "helfende Hand ausstrecken" und mehr in Europa investieren wolle. China werde "innerhalb unserer Möglichkeiten" weiterhin europäische Staatsanleihen kaufen. In der internationalen Krise werde sich China zudem weiter für die wirtschaftliche Kooperation mit anderen Länder öffnen. Chinas Importe stiegen in diesem Jahr ohnehin schon schneller als seine Exporte, hob Zhang Xiaoqiang hervor.
Indem China die Qualität seines Wachstums verbessere, nehme China seine Verantwortung für die Welt und seine eigene Entwicklung wahr, sagte der einflussreiche Vizeminister, der sich etwas verwundert über aufkeimende Hoffnungen in Europa zeigte, dass China zum Retter der von Schulden geplagten europäischen Ländern werden könnte. "Die großen Industrieländer müssen eine korrekte Politik umsetzen und ihrer Verantwortung nachkommen", betonte Zhang Xiaoqiang.
Ähnlich äußerte sich der Vorsitzende der China Construction Bank, Guo Shuqing. Er warnte davor, die Rolle Chinas in der Weltwirtschaft zu überschätzen. Die Volkswirtschaften der USA und der Europäischen Union zusammen hätten immerhin einen Anteil von 60 Prozent, während China nur auf 9,5 Prozent komme.
15 Sep 2011
ARTIKEL ZUM THEMA
Nach Gerüchten über die Tötung eines Kindes haben Demonstranten in einer südchinesischen Stadt eine Polizeistation angegriffen. Das Militär riegelte alle Zufahrtsstraßen nach Lufeng ab.
Kreditwürdigkeit gesenkt, Ausbilck "negativ": Die Ratingagentur Standard & Poor's hat die Bonität Italiens nach unten korrigiert. Und Griechenland verhandelt weiter mit der EU-Troika.
Einmal mehr haben chinesische Bürger erfolgreich für die Schließung einer Fabrik gesorgt, deren Müllentsorgung in der Kritik stand. Diesmal traf es eine Solarfabrik in der Provinz Zhejiang.
Premier Wen Jiabao bietet Europa finanzielle Unterstützung an – allerdings nicht ohne Gegenleistung. China wünscht sich die Anerkennung als Marktwirtschaft.
Die chinesische Wirtschaft braucht die westlichen Absatzmärkte. Deshalb greift man den Handelspartnern unter die Arme – nicht etwa als Beweis des Vertrauens.
Peking als Retter in der Not? So inszeniert Wen Jiabao sein Land bei einer Konferenz. Er verspricht neue Investitionen für die schuldengeplagten Kontinente - geknüpft an Bedingungen.
Nach Spanien und Portugal bittet jetzt auch Italien um Hilfe aus Fernost. Aber ist es nicht gefährlich, wenn China in Massen europäische Anleihen kauft?