taz.de -- Nach angeblicher Kindstötung: Chinesen attackieren Polizeistation
Nach Gerüchten über die Tötung eines Kindes haben Demonstranten in einer südchinesischen Stadt eine Polizeistation angegriffen. Das Militär riegelte alle Zufahrtsstraßen nach Lufeng ab.
PEKING/HONG KONG afp/rtr | Wütende Demonstranten haben eine Polizeistation im Süden Chinas angegriffen. Dabei seien mehr als zehn Polizisten verletzt und sechs Autos zerstört worden, teilten die Behörden am Freitag mit.
Die Randalierer hätten das Polizeibüro der Stadt Lufeng in der Provinz Guangdong angegriffen, nachdem Gerüchte gestreut worden seien, Polizisten hätten ein Kind getötet. Die Demonstranten blockierten demnach auch Straßen und plünderten ein Behördenbüro. Ein Nutzer des chinesischen Kurznachrichtendienstes Weibo schrieb, alle Zufahrtswege nach Lufeng seien inzwischen vom Militär besetzt worden.
Erste Proteste seinen bereits am Mittwoch aus Wut über den Verkauf von Land durch die örtliche Regierung ausgebrochen, teilten die Behörden mit. Die Proteste seien dann aber erst am folgenden Tag eskaliert. Demnach belief sich die Zahl der Demonstranten auf 200.
Die Zeitung "South China Morning Post" berichtete dagegen unter Berufung auf einen örtlichen Geschäftsmann von mehreren tausend Demonstranten. Dutzende Menschen seien verletzt worden. Die aufgebrachte Menge sei vor den Regierungssitz in Lufeng gezogen und habe das Gebäude der Kommunistischen Partei und eine Polizeiwache angegriffen - zum Teil mit Knüppeln und Steinen.
In der Provinz Guangdong, einer der wichtigsten Industrieregionen Chinas, gab es in diesem Jahr bereits zahlreiche Proteste gegen soziale Ungerechtigkeiten. Im Juni lieferten sich hunderte Menschen Auseinandersetzungen mit der Polizei und zerstörten Fahrzeuge, nachdem ein Fabrikarbeiter durch eine Messerattacke verletzt worden war.
In der Stadt Zengcheng demonstrierten Tausende Wanderarbeiter gegen mutmaßliche Misshandlung von Arbeiterinnen, steckten Büros der Regierung in Brand und zerstörten Polizeifahrzeuge.
23 Sep 2011
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