taz.de -- Britische Botschaft in Teheran: Mitarbeiter werden abgezogen
Großbritannien schickt nach der Stürmung seiner Botschaft in Teheran die dortigen Mitarbeiter heim. Der Iran kritisiert diese Entscheidung. Auch Norwegen schließt seine Vertretung.
TEHERAN/OSLO dpa/dapd/afp | Nach dem Sturm auf die britische Botschaft in Teheran sind nach Angaben der iranischen Polizei einige der Eindringlinge gefasst worden. Es seien Maßnahmen getroffen worden, um alle an dem Angriff beteiligten Demonstranten festzunehmen, sagte der stellvertretende iranische Polizeichef Ahmed-Resa Radan nach einem Bericht der Nachrichtenagentur IRNA am Mittwoch in Teheran.
Am Mittwoch hat Großbritannien mit dem Abzug von diplomatischem Personal begonnen. Wie das Außenministerium am Morgen in London mitteilte, war ein Teil des Botschaftspersonals bereits auf dem Weg, die iranische Hauptstadt zu verlassen. Zu vorherigen Angaben westlicher Diplomaten, denen zufolge Großbritannien eine vorläufige Schließung seiner Botschaft beabsichtige, sagte der Sprecher, zum weiteren Vorgehen werde "zu gegebener Zeit" informiert.
Von Seiten westlicher Diplomaten hatte es zuvor geheißen, das gesamte Personal werde abgezogen. Demnach sollten die Mitarbeiter zunächst in die Vereinigten Arabischen Emirate ausreisen. Bereits am Vormittag sollten erste Diplomaten mit einem Flugzeug nach Dubai gebracht werden.
Der iranische Parlamentspräsident Ali Laridschani kritisierte die Entscheidung Londons, nach dem Angriff einige Botschaftsmitarbeiter aus Teheran abzuziehen. Die britische Regierung sollte die Aktion der Studenten nicht missbrauchen, um politisch daraus Kapital zu schlagen, forderte er.
Von Zwischenfall distanziert
Norwegen hat aus Sicherheitsgründen seine Botschaft in Teheran geschlossen. Die Entscheidung sei am Dienstagabend gefallen, erklärte eine Sprecherin des Außenministeriums am Mittwoch, die dabei andeutete, dass es eine Reaktion auf die Erstürmung der britischen Botschaft in Teheran am Dienstag war. Das diplomatische Personal sei aber noch nicht aus Teheran abgezogen werden, sagte Sprecherin Hilde Steinfeld. Vier bis fünf Diplomaten seien in Teheran.
Das iranische Außenministerium distanzierte sich von dem Zwischenfall. Es verurteilte die Erstürmung und bezeichnete sie als eine spontane Aktion demonstrierender Studenten, die nicht von der Regierung genehmigt worden sei.
Iranische Demonstranten hatten am Dienstag die britische Botschaft nach einer offenbar von der Regierung gebilligten Protestaktion gegen westliche Sanktionen gestürmt. Die britische Flagge wurde heruntergerissen, ein Fahrzeug der Botschaft wurde in Brand gesetzt und das Gebäude mit Brandsätzen angegriffen.
30 Nov 2011
ARTIKEL ZUM THEMA
Die EU hat Sanktionen gegen iranische Unternehmen beschlossen. Keine Einigung gab es über ein Ölembargo und den Abbruch der Geschäftsbeziehungen mit iranischen Banken.
Inzwischen liegen glaubwürdige Hinweise auf die iranischen Atomwaffenbestrebungen vor, doch statt zu verhandeln wird sanktioniert. Ein fataler Fehler.
Die Bundesanwaltschaft ermittelt wegen möglicher iranischer Anschlagspläne gegen US-Militärstützpunkte in Deutschland. So sollte im Falle eines US-Angriffs der Nachschub gestört werden.
Erst beispiellose Kritik der IAEO, dann britische Sanktionen, jetzt iranische Repressalien. Und demnächst möglicherweise weitere EU-Maßnahmen.
Die Basidschis sehen sich als Verlierer im innenpolitischen Ränkespiel des Iran. Ihr Angriff auf die britische Botschaft ist nun zur veritablen Staatskrise geworden.
Hunderte Studenten stürmen die britische Botschaft in Teheran. Sicherheitskräfte schreiten erst spät ein und befreien sechs Briten. Die britische Regierung zeigt sich "entsetzt".
Nur im Kontext einer Vereinbarung über eine atomwaffenfreie Zone im Nahen und Mittleren Osten wird es eine Lösung des Konflikts um Irans Atomprogramm geben.
Die iranische Regierung bezeichnet die von den USA und ihren Verbündeten beschlossenen neuen Sanktionen als wirkungslos. Auch Russland kritisiert die Maßnahmen.
Der Westen hat sich sich zu umfassenden Sanktionen gegen Teheran entschlossen. Die Reaktion auf das iranische Atomprogramm betrifft den Energiesektor und die Banken.