taz.de -- Kreditaffäre um Bundespräsident: Wulff entlässt seinen Sprecher
Nach der anhaltenden öffentlichen Debatte trennt sich Bundespräsident Christian Wulff von seinem langjährigen Sprecher Olaf Glaeseker. Für den Nachmittag ist eine Erklärung angekündigt.
BERLIN dpa | Bundespräsident Christian Wulff hat seinen Sprecher Olaf Glaeseker entlassen. Das Präsidialamt teilte am Donnerstag in Berlin mit, der langjährige enge Vertraute Wulffs sei von seinen dienstlichen Aufgaben entbunden worden. Glaesekers Aufgaben sollen ab sofort von seiner bisherigen Stellvertreterin Petra Diroll kommissarisch wahrgenommen werden. Glaeseker bat dem Vernehmen nach selbst um seine Entlassung. Das verlautete aus dem Umfeld des Präsidialamtes.
Über die Gründe für die Entlassung wurde nichts mitgeteilt. Glaeseker bat dem Vernehmen nach selbst um seine Entlassung. Das verlautete aus dem Umfeld des Präsidialamtes.
Im Zuge der Berichterstattung über den Privatkredit und die privaten Urlaubsreisen Christian Wulffs habe sich abgezeichnet, dass sich die Erörterung nun auch auf das Privatleben Glaesekers ausweite. Auch zum Schutz seiner Familie sei Glaeseker nicht bereit gewesen, eine solche öffentliche Erörterung seines Privatlebens hinzunehmen.
Wulff sieht sich seit über einer Woche mit Vorwürfen wegen eines Hausdarlehens und zu enger Kontakte zu vermögenden Unternehmern konfrontiert. Am Donnerstag machte das Magazin Der Spiegel weitere Einzelheiten des Kredits öffentlich. Danach bekam Wulff den Kredit für sein Eigenheim von 500 000 Euro bei der BW-Bank zu auffallend günstigen Konditionen. Wulff habe - nach der Ablösung des Kredits beim Unternehmerpaar Geerkens - bei der BW-Bank keinen normalen Immobilienkredit erhalten, sondern ein komplexes Finanzkonstrukt.
22 Dec 2011
ARTIKEL ZUM THEMA
Die CDU-Spitzen erklären die Kreditaffäre von Christian Wulff für beendet. Und der Präsident? Hält eine Weihnachtsansprache, in der er die Affäre nicht erwähnt.
Der Bundespräsident entschuldigt sich für seinen Umgang mit seinem Privatkredit, will aber nicht zurücktreten. Er versichert niemandem einen Vorteil verschafft zu haben.
Die Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) äußert sich wortkarg, die FDP ist erleichtert. Doch die Opposition fordert mehr: Sie erwartet weitere Aufklärung.
Der Bundespräsident ist mit seiner Entschuldigung sehr weit gegangen. Viele werden ihn trotzdem nicht mehr ernst nehmen können. Doch er hat eine Chance verdient.
Der Bundespräsident und sein Sprecher Olaf Glaeseker waren zwölf Jahre eng miteinander verbunden. Wulff ließ ihm viele Freiheiten. Nun nicht mehr.
In einer eilig anberaumten Erklärung hat sich Bundespräsident Wulff für seinen Umgang mit der Affäre um seinen Hauskredit entschuldigt. Er will sein Amt weiter ausüben.
In seiner traditionellen Weihnachstansprache wird Bundespräsident Wulff Rassismus und Weltoffenheit thematisieren. Zu seiner Kreditaffäre schweigt er - zum Ärger der Opposition.
Mafia, Klüngel, Schampus, Politik: Hannover ist zum Unwort für all diejenigen geworden, die schon immer mit der Stadt abrechnen wollten. Eine Verteidigung.
Informiert der Bundespräsident nur scheibchenweise? SPD und Grüne sagen ja - und fühlen sich an zu Guttenberg erinnert. Wulffs Anwalt weist den Vorwurf zurück.
Der umstrittene Finanzdienstleister Carsten Maschmeyer hat zahlreiche Freunde in der Politik. Und den richtigen Riecher. Davon profitierte auch sein Finanzvertrieb AWD.
Die Aufregung um das Staatsoberhaupt und seine reichen Freunde hält an. Kann der Bundespräsident Christian Wulff angesichts der vielen Vorwürfe noch im Amt bleiben?