taz.de -- US-Drohnenangriff in Pakistan: Talibanchef Mehsud wahrscheinlich tot
Pakistanische Geheimagenten hörten Funksprüche ab, in denen Taliban den Tod ihres Anführers besprachen. Eine US-Drohne soll ihn getroffen haben. Doch nun dementieren die Taliban.
PESHAWAR rtr | Der Anführer der radikal-islamischen Taliban in Pakistan ist nach Angaben von Geheimdienstmitarbeitern womöglich bei einem US-Drohnenangriff getötet worden. Vier pakistanische Geheimdienst-Vertreter sagten der Nachrichtenagentur Reuters am Sonntag, sie hätten Funksprüche zwischen mehreren Taliban-Kämpfern abgehört.
Diese hätten darüber gesprochen, dass Hakimullah Mehsud getötet worden sei, als eine Drohne seinen Konvoi getroffen habe. Den Gesprächen zufolge sei Hakimullah auf dem Weg zu einem Treffen in Nord-Waziristan an der Grenze zu Afghanistan gewesen. Die pakistanischen Taliban wiesen die Angaben zurück. Hakimullah sei am Leben, erklärte ein Sprecher. Allerdings war das Dementi weniger scharf formuliert als jenes, dass die Taliban 2010 herausgaben, nachdem ebenfalls Meldungen über die Tötung Hakimullahs erschienen waren.
"Die Berichte über seinen Tod sind nicht wahr. Aber er ist ein Mensch und kann jederzeit sterben", sagte am Sonntag der Sprecher der Tehrik-e-Taliban Pakistan (TTP), Ihsanullah Ihsan. Hakimullah sei ein heiliger Krieger, dem man einen Märtyrertod wünsche. "Wir werden den Dschihad fortsetzen unabhängig davon, ob Hakimullah lebt oder tot ist. Es gibt so viel Löwen in diesem Dschungel und ein Löwe wird den nächsten ersetzen, um diese noble Mission fortzuführen."
Die TTP hatten ihren Aufstand 2007 begonnen, nachdem das Militär eine Offensive gegen Extremisten gestartet hatte. Hakimullahs Vorgänger Baitullah Mehsud war 2009 bei einem Drohnenangriff getötet worden. Die TTP gelten als größte Bedrohung der Sicherheit in Pakistan, das einer der wichtigsten Verbündeten des Westens im Kampf gegen die Taliban in Afghanistan ist.
16 Jan 2012
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