taz.de -- Kommentar Iran: Unwidersprochener Judenhass
Mahmud Ahmadinedschad und Claus Kleber plaudern über den Holocaust, Juden und Sanktionen. Dabei wird der Größenwahn des iranischen Präsidenten sichtbar.
Es war ein denkwürdiger Fernsehabend an diesem Montag im ZDF, mit einer klaren Aussage: Israelis/Juden/„Zionisten“ sind die Opfer. Zuerst der Fernsehfilm und die Dokumentation über die palästinensische Terrorgruppe, die bei den Olympischen Spielen 1972 israelische Sportler umbrachte – dank beschämender Stümperhaftigkeit der deutschen Polizei. Dann der Bericht über das antisemitische Attentat in Toulouse. Schließlich das erschütternde Interview des ZDF-Moderators Claus Kleber mit dem iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad, dessen Geisteskrankheit spätestens mit diesem Interview überdeutlich wurde.
Nicht nur dass Ahmadinedschad mehrmals von sich in der dritten Person redete, was ein recht zuverlässiges Zeichen für Größenwahn ist. Vor allem leugnete das iranische Staatsoberhaupt den Holocaust in einer so stumpfen Art und Weise, dass einem die Spucke wegblieb. So etwas hat es im deutschen Fernsehen zur besten Sendezeit noch nicht gegeben.
Tatsächlich gibt es einen inneren Zusammenhang zwischen den drei Beiträgen – den Judenhass. Vor 40 Jahren brachten die palästinensischen Terroristen die Sportler um, da sie keinen jüdischen Staat im Nahen Osten wollten. Den Kindermörder von Toulouse scheint es Genugtuung zu bereiten, Juden umzubringen. Und der Irre aus Teheran ist so von Judenhass zerfressen, dass er selbst sechs Millionen tote Juden noch entehren will, indem er den Mord an ihnen leugnet.
Kleber hätte Ahmadinedschad widersprechen müssen, als er den Holocaust leugnete – so viel Zeit muss in einem 45-minütigen Interview sein. Denn der Judenhass, das zeigte dieser Abend zufällig, aber treffend, äußert sich zuerst in Gedanken, dann in Worten, schließlich in Taten. Ahmadinedschad wird diese Regel bestätigen.
20 Mar 2012
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