taz.de -- Hackerkollektiv fühlt sich diffamiert: Wie beleidigte Kinder

Im neuen Videospiel „Call of Duty – Black Ops 2“ sind Hacker die Schurken. In einem Promovideo taucht kurz das Erkennungszeichen von Anonymus auf. Die Reaktion kommt prompt.
Bild: Die Drohnen sind zum Abschuss freigegeben: „Call of Duty – Black Ops 2“.

Fast jedes Schlachtfeld der jüngeren Historie war schon mal Schauplatz der Videospielreihe „Call of Duty“: Der vietnamesische Dschungel genauso wie die Ruinen von Stalingrad oder die Berge Afghanistans. Die Kriegssimulation erscheint jährlich in einer neuen Ausgabe, zum Teil mit dem Entwicklungsbudget ambitionierter Hollywood-Blockbuster.

Bislang wechselten die Szenarios der Ego-Shooter zwischen historischen Fronten und einer alternativen Gegenwart. Doch nun plant Hersteller Activision eine ganz neue Kampferfahrung: Der neue Teil der „Call of Duty – Black Ops“-Reihe spielt in der Zukunft.

Die Story: Im Jahr 2025 steckt die Welt mitten in einem unbemannten Drohnen-Krieg, in dem Hacker wichtiger geworden sind als Soldaten. Erscheinen soll der dystopische Ego-Shooter im November, der Hersteller hat aber schon einmal die Werbekampagne gestartet und dafür unter anderem Videos mit echten Militärexperten drehen lassen, die die Wahrscheinlichkeit des Spiel-Szenarios diskutieren.

Darin geht es vor allem um die Gefahren von Cyber-Kriegen: In einer Szene wird die Möglichkeit eines Hacker-Angriffs auf das US-Militär diskutiert, während der Sprecher verkündet: „Der Feind kann überall und jeder sein.“ Anschließend blendet das Video für kurze Zeit eine Guy-Fawkes-Maske ein – das inoffizielle Erkennungs-zeichen des Hackerkollektivs Anonymous, dessen Mitglieder sich wenig begeistert von dem Film zeigten.

Wenig Verständnis

Die Anonymous-Aktivisten, die durch Angriffe auf die Webseiten von Mastercard und Visa weltbekannt wurden, sahen sich dadurch als Terroristen verunglimpft. Es dauerte keine 24 Stunden bis Anonymous zum Gegenschlag ausholte: Die Gruppe veröffentlichte prompt ein eigenes Video, das private Informationen über Activision-Chef Eric Hirshberg verbreitete – darunter Handynummer und Jahreseinkommen.

Doch in der Netzgemeinde stieß die Aktion auf wenig Verständnis: Mit der Racheaktion an Activision wirkten die Mitglieder des Hackerkollektivs in den Augen vieler nicht mehr wie Online-Robin-Hoods, die die Freiheit des Internets zu verteidigen suchen, wie sie es mit einigen Aktionen in den vergangenen Jahren versucht haben. Sondern eher wie beleidigte Kinder.

Für Anonymous ist das eine gefährliche Entwicklung: Sinkt ihre Akzeptanz unter Netznutzern, sind sie ganz schnell keine Rächer der Freiheit mehr, sondern nur noch das, als was sie Activision darstellt: Cyberterroristen.

16 Jul 2012

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Robert Iwanetz

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