taz.de -- Kommentar Krieg in Syrien: Die andere Seite des Aufstands

Wie leben die Menschen im Krieg? Und wie könnte ihr Leben in fünf Jahren aussehen? Das taz-Dossier zum Krieg in Syrien gibt Antworten.
Bild: Fast alles zerstört: Nach dem Krieg braucht Syrien Hilfe beim Aufbau.

Je länger der Aufstand gegen das Regime von Baschar al-Assad dauert, desto mehr werden die Nachrichten von Berichten über Luftangriffe auf zivile Gebiete, Gefechte zwischen Soldaten und der Freien Syrischen Armee und Meldungen über das neueste Massaker bestimmt. Aber es gibt noch eine andere Seite der Entwicklung in Syrien: das Erstarken der zivilgesellschaftlichen Aktivitäten seit dem Beginn der Protestbewegung im März 2011.

In Syrien herrschte vor dem Aufstand zwar eine bleierne Zeit, aber keine völlige politische Friedhofsruhe, wie die zahlreichen politischen Gefangenen im vergangenen Jahrzehnt beweisen.

Heute organisieren sich Aktivisten und Rebellen in Strukturen, die zum Teil staatliche Aufgaben übernehmen. Daraus können sich Keimzellen für eine künftige lokale Übergangsverwaltung herausbilden.

Der Zeitfaktor spielt dabei eine wichtige Rolle. Denn je länger der Konflikt dauert, desto mehr werden Ressentiments gegen die jeweils andere Bevölkerungsgruppe in Gewalt umschlagen und Rachegefühle das Geschehen beeinflussen.

In Ansätzen hat dieser Prozess bereits begonnen. Daher könnte die Einrichtung einer Flugverbotszone sinnvoll sein, falls damit das Ende des Regimes beschleunigt wird. In jedem Falle wird sich die künftige politische Verfasstheit Syriens aber im Land selbst entscheiden – und nicht in Washington oder auf Sitzungen des oppositionellen Nationalrats in Istanbul.

Auch wir wissen nicht, wie Syrien in fünf Jahren aussehen wird. Mit unserem sechsseitigen taz-Dossier wollen wir aber auf Entwicklungen hinweisen, die für die Zukunft bedeutsam sein können: von positiven Ansätzen im Widerstand bis zur Gefahr eines Bürgerkriegs.

30 Aug 2012

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Beate Seel

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