taz.de -- Studie über Altersvorsorge: Riester-Rente bringt's nicht

Eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung kommt zu dem Ergebnis: Privatvorsorge à la Riester gehört abgeschafft. Die „Zuschussrente“ lehnt sie auch ab.
Bild: Viele haben im Alter nicht genug Geld zum Leben.

BERLIN taz | Die steuerliche Förderung der Riester-Rente solle auslaufen. Dies forderte am Donnerstag der Leiter des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung, Gustav Horn, bei der Vorstellung einer neuen Studie zur Altersarmut.

Die Hoffnungen, die auf der geförderten zusätzlichen Altersvorsorge in Form der Riester-Rente lagen, hätten sich nicht erfüllt, erklärte Horn. Die Rendite aus der Riester-Rente liege im Schnitt niedriger als in der gesetzlichen Rentenversicherung. Aktuell sei für alle Formen von kapitalgedeckten Lebens- und Rentenversicherungen ein deutlicher Rückgang der Rendite zu beobachten.

Horn forderte, die geplanten Rentenabsenkungen bis zum Jahr 2030 wieder zurückzunehmen und insbesondere die „Riester-Treppe“ aus der Rentenformel zu entfernen. Außerdem sollen die Beitragsbemessungsgrenzen für die Rentenversicherung angehoben werden, damit müssten Besserverdiener mehr einzahlen. Ihre Rentenansprüche sollten aber nur „unterproportional“ mit der Einzahlung steigen, heißt es in der IMK-Studie.

Die Beitragssätze für die Rente sollen nach den Plänen der Bundesregierung bis zum Jahr 2030 nicht höher liegen als bei 22 Prozent des Bruttolohns. Folgte man den Forderungen der IMK-Forscher, müssten Jüngere später einen Beitrag von 26 Prozent des Bruttolohns in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen, wobei die Arbeitgeber die Hälfte tragen.

Das niedrige Rentenniveau stelle ein besonders großes Problem dar, weil parallel zu den Rentenreformen der Niedriglohnsektor wuchs, erklären die IMK-Forscher in der Studie. Unter ostdeutschen Männern der Geburtsjahrgänge 1956 bis 1965 werde etwa jeder zweite am Ende seines Erwerbslebens nur Rentenansprüche haben, die unterhalb der Bedarfsgrenzen für die Grundsicherung im Alter liegen.

Im internationalen Vergleich ist das Renteniveau in Deutschland besonders niedrig. Besonders für Niedrigverdiener liegt die sogenannte Bruttoersatzrate, also das Verhältnis von Rentenansprüchen zum früheren Bruttoverdienst, weit unter dem Niveau der OECD-Länder, den Mitgliedsländern der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Die von Sozialministerin Ursula von der Leyen (CDU) geplante „Zuschussrente“ lehnen die IMK-Forscher ab. Einkommensbezieher mit einem Verdienst knapp unterhalb des Durchschnitts dürften später nicht auf einen „Zuschuss“ angewiesen sein.

13 Sep 2012

AUTOREN

Barbara Dribbusch

TAGS

Riester-Rente
CSU
Riester-Rente

ARTIKEL ZUM THEMA

Negative Bilanz bei Riester-Verträgen: Riester-Trend war einmal

Der Boom der staatlich geförderten privaten Altersvorsorge scheint vorbei. Die Zahl der Riester-Rentenverträge geht erstmals zurück.

Geplante Rentenform: Zusatzrente auf der Kippe

Das von der Bundesregierung beschlossene Rentenpaket droht an der CSU zu scheitern. Von der Leyen erinnert an getroffene Absprachen.

Kommentar Lebensversicherung: Die Tücken der Privatvorsorge

Statt die Riesterrente auszubauen, sollte sie völlig neu bewertet werden. Doch ein Kurswechsel ist nicht zu erwarten.

Demografie-Gipfel: Privat sparen ist nicht angesagt

Berufstätige sorgen privat weniger für den Ruhestand vor. Angela Merkel nennt den demografischen Wandel die „größte Veränderung“.

Ottmar Schreiner zur Rentendebatte: „Nur bedingt tauglich“

Kein Nein zur Rente mit 67, kein Wille, das Rentenniveau zu stabilisieren: Der SPD-Linke Ottmar Schreiner kritisiert die Reformvorschläge Sigmar Gabriels.

Details der Rentenkonzepte: Kampf der Papiere

CDU-Ministerin von der Leyen und SPD-Chef Gabriel haben ihre Pläne gegen Altersarmut vorgelegt. Darin gibt es feine, aber folgenreiche Unterschiede.

Rentenpläne der CDU: Alle gegen Von der Leyen

Arbeitsministerin Ursula von der Leyen steht alleine da. Nach Kanzlerin und FDP lehnt nun auch ihre eigene Unions-Fraktion die Zuschussrente ab.