taz.de -- Konflikt in Libyen: Bani Walid erobert
Die Gefechte um die libysche Stadt Bani Walid haben die Regierungstruppen für sich entschieden. Zehntausende Einwohner sind auf der Flucht.
BANI WALID/TRIPOLIS afp/dpa | Regierungstreue Kräfte haben in Libyen am Mittwoch die Kontrolle über die Stadt Bani Walid übernommen. Wie ein afp-Reporter berichtete, versammelten sich hunderte Kämpfer der regierungstreuen Truppen, die sich aus Ex-Rebellen zusammensetzen, im Zentrum der südöstlich von Tripolis liegenden Stadt. Bani Walid war eine der letzten Hochburgen von Anhängern des getöteten Machthabers Muammar al-Gaddafi.
In Bani Walid sind mehr als die Hälfte der 80 000 Einwohner vor den seit Samstag andauernden Kämpfen geflohen. Das berichtete die Zeitung „Libya Herald“ am Mittwoch unter Berufung auf Helfer, die sich um die Unterbringung der Vertriebenen kümmern.
Militärsprecher Mohammed al-Gandus sagte der staatlichen Nachrichtenagentur Lana, die Regierungstruppen hätten inzwischen alle wichtigen Gebäude der Stadt unter ihre Kontrolle gebracht. Viele „Gesetzesbrecher“ seien festgenommen worden.
Bani Walid war eine der letzten Hochburgen des Regimes von Muammar al-Gaddafi, der im vergangenen Jahr von Rebellen getötet worden war. Die Militärkampagne gegen angebliche „Überbleibsel des alten Regimes“ wird angeführt von Milizen aus der Stadt Misrata, deren Bewohner eine alte Rivalität mit Bani Walid pflegen.
24 Oct 2012
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