taz.de -- „Bis(s) zum Ende der Nacht – Teil 2“: Die Wunschmaschine der Mädchen

Mit „Breaking Dawn – Bis(s) zum Ende der Nacht“ endet die „Twilight“-Saga. Auch Teil 2 bedient hemmungslos Mädchenfantasien und -eitelkeiten.
Bild: Na also, geht doch: Löwenmutter und Kämpferin, von allen geliebt. Welches Mädchen wünscht sich das nicht?

Auf den ersten Blick scheint alles wie gehabt: Während sich vor den Premierenkinos die Fans versammeln, um in gläubiger Freude den letzten Teil der „Twilight“-Serie zu bejubeln, sitzen die Kritiker vor ihren Computern, um ein letztes Mal ihrem Unwohlsein gegenüber dem Phänomen Ausdruck zu verleihen. Es ist ein für Blockbuster, vor allem wenn sie in Serie gehen, typisches Reaktionsmuster.

Auf der einen Seite die Fans, deren Liebe zu Buchvorlage und Film einen Absolutheitscharakter annimmt, der Widerspruch kaum mehr erträgt. Auf der anderen Seite die reflektierende Kritik, die diese Fans kaum mehr aushält und nicht weiß, was sie schlimmer finden soll, das durchkommerzialisierte Filmprodukt oder die Tatsache, dass es so massenhaft angenommen wird.

Die meisten der sogenannten Franchises lösen diese tiefe Kluft in der Rezeption aus. Während jedoch die Comic- und Fantasy-Verfilmungen in den letzten Jahren allgemein eine Aufwertung erleben durften, nahmen im Fall der „Twilight“-Filme das Naserümpfen und die Häme immer weiter zu.

Dass Letzteres etwas mit der Geschlechterverteilung des Zielpublikums, sprich damit zu tun hat, dass die „Twilight“-Serie überwiegend weibliche Zuschauer anzieht, wäre so plump, dass es kaum sein kann. Oder?

Dennoch wundert man sich eigentlich, dass die Marketingstrategen aus dieser Tatsache nicht mehr gemacht haben. Dass mit „Breaking Dawn – Bis(s) zum Ende der Nacht – Teil 2“ tatsächlich das erste sich an einem weiblichen Publikum ausrichtende Blockbuster-Franchise zum Abschluss kommt, scheint keinen erfolgreichen Slogan abzugeben. Und doch ist es genau dieser weibliche Aspekt, der die Filme über die bloße Frage nach Gefallen oder Nichtgefallen hinaus interessant macht.

Ununterbrochene Bestätigung

Ein letztes Mal lässt sich in „Breaking Dawn – Bis(s) zum Ende der Nacht – Teil 2“ also besichtigen, welche Mädchenfantasien sich in der Geschichte um Bella und ihren schönen Vampir Edward abbilden. Die Geschichte setzt punktgenau da ein, wo „Bis(s) zum Ende der Nacht – Teil 1“ aufhörte. Bella, von Kristen Stewart mit gleichbleibender stoischer Ernsthaftigkeit verkörpert, ist nun Mutter und gehört zu den Vampiren, Zustände, die der Film gleichermaßen als ermächtigend darstellt.

Im Konflikt um das Töchterchen Renesmee, das vom Volturi-Clan bedroht wird, darf Bella nun endlich zeigen, was in ihr steckt: eine Löwenmutter und eine Kämpferin, die es mit Werwölfen und Vampiren gleichermaßen aufnehmen kann, sich der Liebe des Gatten genauso wie der Treue des besten Freundes sicher ist und ununterbrochen bestätigt bekommt, wie toll sie dabei aussieht. Es ist, was jedes Mädchen will.

Dieser Wunscherfüllungsaspekt, der so hemmungslos die weibliche Eitelkeit bedient, war schon immer für den leicht albernen Touch verantwortlich, der die Serie prägt. „Bis(s) zum Ende der Nacht – Teil 2“ steigert diese Albernheit noch, wenn der Film Bellas Vampir-Verwandlung als eine Art Schminkkurs mit Betonung auf Augen-Make-up zusammenschneidet oder ein letztes Mal, schnief, Werwolf Jacob (Taylor Lautner) das Hemd ablegen lässt, um sein berühmt gewordenes Sixpack zu entblößen.

Überhaupt legt der Regisseur Bill Condon die Erzählung größtenteils als Modekatalogstrecke an: Mehr denn je stehen die Figuren in ihren stylishen Klamotten nach Konflikt- und Paarsituation geordnet eher herum, als dass sie handeln.

Den Camp-Aspekt umarmen

Wie gesagt, man kann darüber die Nase rümpfen, man kann den Camp-Aspekt aber auch in einer Weise umarmen, wie es Michael Sheen hier in der Rolle des Aro, des „Papstes“ unter den Volturi-Vampiren, tut: Mit diabolischem Lachen lässt er der Rampensau in sich freien Lauf – und alle anderen neben ihm sehen recht blass aus. Nun, es sind Vampire.

Denn auch wenn die „Twilight“-Saga damit zu einem Abschluss gekommen ist, mehren sich doch die Zeichen, dass dem „weiblichen Blockbuster“ eine große Zukunft zugeschrieben wird. Dass etwa das nächste Franchise der Art, die „Hunger-Games“-Serie, bei der Kritik schon besser wegkam, spricht genauso dafür, wie die rein ökonomische Berechnung, dass sich eben auch mit dem Taschengeld der Mädchen ausgezeichnet Geld verdienen lässt.

■ „Breaking Dawn – Bis(s) zum Ende der Nacht – Teil 2“. Regie: Bill Condon. Mit Robert Pattinson, Kristen Stewart, Dakota Fanning u. a., USA 2012, 115 Min.

21 Nov 2012

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Schweizerhof

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