taz.de -- Selbstmordanschlag in Mogadischu: Mit der Sprengstoffweste in den Tod

Bei einem Selbstmordanschlag auf den Regierungssitz in Mogadischu sind mehrere Menschen getötet worden. Der Täter gilt als Abtrünniger der Islamistenbewegung Al-Schabaab.
Bild: Mitte Dezember explodierte eine Autobombe in der somalischen Hauptstadt.

MOGADISCHU afp/rtr | In der somalischen Hauptstadt Mogadischu hat sich am Dienstag ein Selbstmordattentäter in der Nähe des Präsidentenpalastes in die Luft gesprengt und dabei mehrere Menschen getötet. Nach Angaben der Armee sind mindestes sechs Menschen gestorben. Mehrere Menschen seien zudem verletzt worden, hieß es.

„Der Mann hat sich an einer Mauer zwischen der äthiopischen Botschaft und der Residenz des somalischen Ministerpräsidenten in die Luft gesprengt“, berichtete ein Soldat. Die beiden Gebäude liegen innerhalb eines weitläufigen Geländes, auf dem sich auch der Präsidentenpalast befindet.

Präsident Hassan Sheikh Mohamud befinde sich derzeit im Ausland, hieß es. Ministerpräsident Abdi Farah Shirdon Saaid sei in Sicherheit.

Die Sicherheit in Mogadischu hat sich deutlich erhöht, nachdem Ende 2011 die islamistische Bewegung Al-Schabaab mit internationaler Hilfe aus der Stadt vertrieben wurde. Der Anschlag am Dienstag war der erste in diesem Jahr.

Der Attentäter galt als Abtrünniger der Al-Schabaab. Er hatte nach den Worten der Wachsoldaten gültige Papiere und hielt sich öfter an dem Platz auf. Bei einer Routinekontrolle am Dienstag sei seine Sprengstoffweste entdeckt worden. Die Soldaten hätten vergeblich versucht, ihn an der Zündung zu hindern.

Die Al-Schabaab, die der extremistischen Al-Kaida nahesteht, hatte sich nach ihrem Abzug aus Mogadischu in den Süden Somalias zurückgezogen. Kenianische Truppen vertrieben sie später aus der Hafenstadt Kismayu, ihrer letzten Hochburg.

Sie bleibt aber eine Bedrohung für die somalische Führung, die Somalia ohnehin kaum beherrscht. In dem Land am Horn von Afrika haben Milizführer und Clanchefs mit ihren Truppen das Sagen.

29 Jan 2013

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