taz.de -- Die Wahrheit: Die Abschiedsbeichte
Donnerstag ist Gedichtetag auf der Wahrheit-Seite. Heute darf sich die Leserschaft an einem Poem zum Papstabgang erfreuen.
Wenn es nun heute Abend dunkelt, / dazu der Sternenhimmel funkelt, / dann schwebt ein alter Mann zu Rom / im Hubschrauber vom Petersdom. //
Da trifft sich’s, dass die Rücktrittsbeichte / uns druckfrisch exklusiv erreichte, / die nur ganz leicht im Text gerafft / die lang ersehnte Klarheit schafft: //
„Ich blieb“, beginnt der Papst sein Jammern, / „ein Fremder in den Kurienkammern / und habe besensteif manch Nacht / verstockt im Abstellraum verbracht. //
Nie durfte ich an freien Tagen / die Lieblingslederhose tragen. / Wie gern wär ich mal unerkannt / touristengleich durch Rom gerannt! //
Die schlimmste meiner Niederlagen / war aber neulich mein Versagen, / da ich mich als der Oberhirte / beim Leistungshüten arg verirrte. //
Ich stand umringt von Kardinälen, / um sie beim Aufgalopp zu zählen, / als lautlos und aus vollem Flug / ein Greif die Krallen in mich schlug. //
So schwebte ich zwar über allen, / doch dann ließ mich der Vogel fallen. / Es war ein Mönch, der mich erkannte / und an ein Fundbüro sich wandte. //
Vielleicht kann jetzt die Welt begreifen, / wie so in mir Entschlüsse reifen / und auch warum mein Fischerring / beim Almabtrieb verloren ging. //
Mit diesen Worten will ich schließen / und meine Restzeit still genießen. / So hoch ich stieg, war tief mein Fall, / nun nennt mich Altpapst Donnerhall.“ //
27 Feb 2013
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