taz.de -- Expertin über nachhaltige Geldanlagen: „Wohin fließt das Geld?“

Wer weiß schon, wie welche Investition funktioniert? Jeder sollte sich schlaumachen, sagt Finanzexpertin Birte Pampel. Schließlich gehe es um eine lebenswerte Zunkunft.
Bild: Geld anlegen kann auch Spaß machen, sagt die Finanzexpertin.

taz: Frau Pampel, warum haben die Menschen in Deutschland so wenig Interesse an nachhaltigen Geldanlagen?

Birte Pampel: Das Thema Geldanlage überhaupt ist für die Deutschen eher eine Pflichtübung. Nichts, was Freude macht. Das hat vielleicht mit ihrem Verhältnis zu den Banken zu tun. Früher sprach man ja sogar von Bankbeamten – die flößten einem Respekt ein, gaben einem aber auch das Gefühl, selbst keine Ahnung zu haben.

Und das hat dazu geführt, dass man sich erst recht nicht gekümmert hat?

Es war ja lange auch nicht nötig, die Renditen flossen, die Zinsen waren in Ordnung, alle kamen gut weg. Erst mit der Krise wurde klar: Es gibt diese Sicherheit gar nicht, und plötzlich gleichen die Zinsen für das Geld in den beliebten Sparprodukten die Inflation nicht mehr aus.

Wie kann man frustrierte Sparer zu entspannten Anlegern machen?

Die Lektüre von Finanztests und Aktienchecks reicht nicht, weil dort meistens die Zusammenhänge nicht deutlich werden. Wichtig ist doch, zu wissen: Wie funktioniert eine Geldanlage? Wohin fließt das Geld?

Lernt man das nicht in der Schule?

Eher nicht. Gar nicht so schlecht sind aber die Volkshochschulen, an denen man heutzutage einen regelrechten Finanzführerschein machen kann. Das muss man aber erst einmal wissen.

Auch Geld mit Sinn versteht sich als Bildungsinitiative. Was haben Sie zusätzlich zu bieten?

Unser Angebot ist besonders niedrigschwellig. Bei uns können sich Interessierte untereinander und mit vertrauenswürdigen Fachleuten treffen und in entspannter Atmosphäre reden. Das schafft Sicherheit – und kann auch richtig Spaß machen.

Sie wollen nicht unbedingt Geldanlagen überhaupt populärer machen, sondern vor allem nachhaltige Geldanlagen. Bei diesen ist der Anteil von Frauen an den Anlegern deutlich höher als bei normalen Geldanlagen.

Bei Nachhaltigkeit geht es meist um Themen, die einem am Herzen liegen, die mit dem Gemeinwohl zu tun haben, mit einer lebenswerten Zukunft. Wenn Frauen beispielsweise sehen, dass sie mit ihrem Geld auch Kindergärten oder Biolebensmittel finanzieren können, bekommen sie Lust, sich damit zu beschäftigen.

18 Mar 2013

AUTOREN

Beate Willms
Beate Willms

TAGS

Geldanlage
Investitionen
Energiewende
Siegel
Banken
Literatur
Kinderarbeit
Finanzen
Deutsche Bank
Erneuerbare Energien

ARTIKEL ZUM THEMA

Siegel für Gute Geldanlagen: Investieren ohne Waffen und Atom

Sie wollen Geld anlegen, aber Sinnvolleres unterstützen als Waffendeals, Kinderarbeit oder Umweltsünden? Ein neues Siegel könnte behilflich sein.

Studie zeigt versteckte Kosten: Banken mogeln bei Finanzberatung

Banken und Sparkassen bieten unabhängige Beratung bei Wertpapieren an. Doch oft handelt sich dabei um interessengeleitete Verkaufsgespräche.

Neue Bücher Finanzkrise zur Buchmesse: Flüchtiger Schmierstoff der Wirtschaft

Die Finanzkrise hat bestätigt: Das Kapital ist ein scheues Reh. Und ein dankbares Thema für die neuen Romane von Sascha Reh und Jonas Lüscher.

Social Banking: Vor allem glücklich

Nicht nur für Weltverbesserer: Doch das Anlegen in ethisch-ökologische Projekte steckt in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Nur das Social Banking ist gut aufgestellt.

Wahl des gefährlichsten Finanzprodukts: Wer zockt am fiesesten ab?

Mit Lebensmitteln spekuliert? Unfreiwillig zum Aktionär geworden? Zum Wetten verführt? Was bei Geldanlagen alles so üblich ist.

Geschäfte der Deutschen Bank: Hunger? Nicht unser Problem

Die Deutsche Bank will weiter mit Agrarrohstoffen spekulieren. Doch auch Börsenhandel treibt die Preise für Grundnahrung in die Höhe, sagen Kritiker.

Geldanlagen in Energieproduktion: Flucht in die Windmühle

Großanleger investieren weniger in Staatsanleihen. Neben Immobilien und Infrastrukturprojekten geraten zunehmend erneuerbare Energien in den Fokus.