taz.de -- Diskussion um Homo-Ehe: Von Beust kritisiert seine Partei
Die Ablehnung der Homo-Ehe kostet die CDU Stimmen. Deshalb kritisiert Ole von Beust die Haltung seiner Partei. Schließlich gebe es „nichts Konservativeres als die Ehe“.
BERLIN afp | Der frühere Hamburger Bürgermeister Ole von Beust (CDU) hat den Widerstand seiner Partei gegen die Gleichstellung homosexueller Lebenspartnerschaften kritisiert. Ihm habe „noch keiner rational begründen können, warum es gegen konservative Prinzipien sein soll, wenn gleichgeschlechtliche Menschen feste Bindungen eingehen und genauso privilegiert werden wie Verheiratete“, sagte von Beust [1][in einem Interview] der Berliner Zeitung.
Es gebe „nichts Konservativeres als die Ehe“, sagte Beust, der selbst homosexuell ist, weiter. Es sei grundsätzlich ein sehr konservativer Gedanke, wenn Menschen eine dauerhafte Bindung eingingen, egal ob sie gleichgeschlechtlich seien oder nicht.
Zum Widerstand in der CDU gegen eine volle Gleichstellung der Homo-Ehe sagte von Beust, offensichtlich fürchte die Parteispitze eine starke konservative Gruppierung, die sie mit einer offensiven Gleichstellungspolitik vergraulen könnte. Die CDU-Führung übersehe dabei aber, dass das selbst für die bürgerliche Klientel gar kein Thema sei.
Die Ablehnung der Homo-Ehe koste die CDU im Gegenteil Stimmen. „Wähler in den Großstädten schreckt man mit so einer Politik ab, für sie ist die Haltung zu dem Thema ein Indiz für die Offenheit einer Partei“, warnte von Beust.
Auf eine rechtliche Gleichstellung von Homosexuellen dringen SPD, Grüne und die Linke, aber auch die FDP. Der Bundesrat beschloss vor gut einer Woche einen entsprechenden Gesetzentwurf. In den Unionsparteien ist die Frage umstritten, mehrheitlich wird eine volle Gleichstellung aber abgelehnt. Allerdings stärkte das Bundesverfassungsgericht in den vergangenen Monaten wiederholt die Rechtsstellung eingetragener Lebenspartnerschaften. Die CDU-Führung will weitere Urteile abwarten.
„Die Gleichstellung der Lebenspartnerschaften mit der Ehe ist überfällig“, mahnte SPD-Parlamentsgeschäftsführer Thomas Oppermann. Er habe kein Verständnis dafür, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel diese Gleichstellung verhindere. „Die Union hat damit den Anschluss an die sich wandelnde Gesellschaft verpasst“, erklärte Oppermann am Samstag in Berlin. Er kündigte an, der Bundestag solle noch vor der Sommerpause über die Gleichstellung abstimmen.
30 Mar 2013
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