taz.de -- US-Justiz ermittelt gegen Novartis: Verkaufs-Boni für die Pillendealer
Der Pharmakonzern Novartis soll Apotheker bestochen haben, damit diese ein Medikament besonders empfehlen. Die Schweizer Firma bestreitet die Vorwürfe.
NEW YORK afp | Die Justiz in den USA hat Ermittlungen gegen den [1][Schweizer Pharmakonzern Novartis] eingeleitet. Der Konzern stehe unter dem Verdacht, Apotheker bestochen zu haben, damit sie ein bestimmtes Novartis-Präparat verschreiben, teilte der Generalstaatsanwalt von New York am Dienstag (Ortszeit) mit. Novartis versprach demnach rund 20 Apothekern illegale Rückvergütungen, wenn sie ihre Kunden zur Verwendung des Medikaments [2][Myfortic] überredeten.
Die Apotheker gaben Myfortic laut Staatsanwaltschaft an tausende Patienten nach Transplantationen aus. Im Gegenzug hätten sie durch „einen 'Bonusrabatt' in Höhe von fünf Prozent der jährlichen Verkäufe von Myfortic“ erhalten.
Diese Zahlungen seien „Schmiergeld in Form von Rabatten und Angeboten“ gewesen. In Folge habe Novartis vom US-Gesundheitsprogramm für ältere und mittellose Menschen Erstattungen im zweistelligen Millionenbereich erhalten. Novartis wies die Vorwürfe auf Nachfrage zurück und will sich nach eigenen Angaben gegen die Anschuldigungen „wehren“.
[3][Die US-Justiz war bereits 2010 gegen den Schweizer Konzern vorgegangen]. Dabei ging es um die illegale Vermarktung eines Medikaments gegen Epilepsie. Die Ermittlungen wurden schließlich gegen die Zahlung von 422,5 Millionen Dollar (324,5 Millionen Euro) eingestellt.
Derweil hat der Schweizer Pharmakonzern hat im ersten Quartal 2013 mehr verdient als im Jahr zuvor. Unter dem Strich standen Ende März 2,42 Milliarden Dollar Gewinn, teilte der Basler Arzneimittelhersteller am Mittwoch mit. Das sind sieben Prozent mehr als vor einem Jahr, der Konzern verdiente damit aber weniger gut als von Analysten erwartet. Diese hatten im Schnitt mit 2,52 Milliarden Dollar gerechnet.
24 Apr 2013
LINKS
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Indien erlaubt Generika. Während westliche Konzerne murren, jubeln Hilfsorganisationen. Doch den Armen des Landes hilft das nicht.
Ein Krebsmedikament bleibt in Indien patentfrei und damit billiger. Der Schweizer Pharmakonzern hatte versucht, sich die Rechte an einer leicht modifizierten Version zu sichern.
Widerspruch abgeschmettert: Das indische Patentamt darf dem Pharmakonzern Bayer das Exklusivrecht für sein Krebsmedikament Nexavar nehmen.