taz.de -- Vorwürfe gegen Discounter: Rattengift zwischen Regalen
Laut einem ARD-Magazin soll Lidl in einigen Filialen Rattengift ausgelegt haben. Mitarbeiter seien gewarnt worden, die Kunden aber nicht.
BERLIN afp/dpa | Der Lebensmittel-Discounter Lidl lässt nach Recherchen des ARD-Magazins „Kontraste“ Rattengift in den Verkaufsräumen einiger Filialen auslegen, ohne Kunden über Gesundheitsrisiken zu informieren. Konzernbeschäftigte hätten solche Fälle aus Niedersachsen, Bayern und Berlin gemeldet, teilte die Redaktion am Mittwoch mit.
In einem Berliner Lidl-Supermarkt genommene Proben seien von einem akkreditierten Prüflabor positiv auf „signifikant toxische Wirkung“ getestet worden. Lidl habe auf Anfrage erklärt, die Hinweise sehr ernst zu nehmen und sich nun mit „relevanten Betriebsprozesse auf allen Ebenen“ auseinandersetzen zu wollen.
Das Magazin beruft sich auf Mitarbeiter der Lebensmittelkette, die nach eigenen Angaben angewiesen wurden, nur mit Handschuhen zu arbeiten und das Pulver keinesfalls einzuatmen. Einer der Angestellten schilderte laut „Kontraste“, manche Filialen hätten „rosa Rattengift“ eingesetzt, das für den Menschen nicht besonders gefährlich sei.
Vor den ebenfalls verteilten blauen Schädlingsbekämpfungsmitteln seien sie aber gewarnt worden, da diese bei Berührung oder Einatmen „hochgradige Verätzungen“ und sogar „Herzstillstand“ auslösen könnten. Warnhinweise der Filialleitung für Kunden habe es nicht gegeben.
Lidl: Keine Gefahr
Obwohl Lidl einen Ratten-Befall beim örtlichen Gesundheitsamt hätte anzeigen müssen, habe dieses nach eigenen Angaben keine Meldung erhalten, heißt es in dem Bericht weiter. Nach Einschätzung der leitenden Gesundheitsaufseherin des Berliner Stadtbezirkes Tempelhof-Schönberg, Beate Sabally, könne Rattengift für Kinder lebensbedrohlich sein. „Wenn das Kind Giftstoffe aufnimmt, verdünnt sich das Blut und das Kind kann verbluten“, sagte sie dem ARD-Magazin. „Deshalb dürfen nur anerkannte Schädlingsbekämpfer Rattengift auslegen.“
Lidl selbst gibt unterdessen Entwarnung. „Ein Einkauf bei Lidl ist sicher und gefahrlos möglich“, sagte ein Sprecher am Donnerstag in Neckarsulm. Der Discounter erklärte, aktuell lägen keine Hinweise von Mitarbeitern über gesundheitliche Beschwerden vor. Lidl kontrolliere seine Märkte täglich auf Schädlingsbefall.
13 Jun 2013
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Aldi senkt die Wurstpreise, der erste Konkurrent hat bereits nachgezogen. Kritik daran kommt aus Schleswig-Holstein vom Grünen Robert Habeck und vom Bauernverband.
Fischfutter darf jetzt eine zehnmal höhere Dosis des Pestizids Endosulfin enthalten als bisher. Forscher warnen vor dem Verzehr von Fisch und vor Konsumententäuschung.
Pferd statt Rind ist wohl bei Verbrauchern in mehreren europäischen Ländern auf dem Teller gelandet. Behörden ermitteln, doch die Lieferwege sind verworren.
Es ist die Aufgabe einer Volkspartei, den Ausgleich zwischen Interessen herbeizuführen. Aber die Union lässt ein Gesetz zum betrieblichen Datenschutz lieber fallen.
Aldi Süd soll seine Mitarbeiter bespizelt haben. Der Konzern streitet dies ab. Nun macht sich die Gewerkschaft Verdi für die Gründung eines Betriebsrates stark.