taz.de -- US-Außenministerium auf Facebook: Fans gekauft, alles unkoordiniert

Hunderttausende Dollar hat das US-Außenministerium in seine Facebook-Auftritte investiert. Der Erfolg ist überschaubar – besonders im Iran.
Bild: Da leuchten die Augen: Facebook verspricht mehr Freunde als das echte Leben.

BERLIN/WASHINGTON dpa | 630.000 Dollar für Werbeanzeigen im Online-Netzwerk Facebook: Dafür hat das US-Außenministerium nun Kritik von hauseigenen Aufsehern geerntet. Die Prüfer fanden die Werbung zu teuer und ineffektiv, heißt es in einem Bericht des Generalinspekteurs, über den die US-Zeitung [1][Washington Examiner] am 2. Juli berichtete.

Das Geld habe das Ministeriums 2011 und 2012 ausgegeben, um die Fan-Zahlen von vier eigenen Facebook-Seiten zu steigern. Das Ziel sei auch erreicht worden: Jede Seite sei von etwa 100.000 auf über zwei Millionen Fans gesprungen.

Doch kurz darauf änderte Facebook die Kriterien, nach denen neue Einträge im Nachrichtenstrom der Nutzer angezeigt werden.

In der Folge bekamen weniger Fans die einzelnen Botschaften zu Gesicht. Oft gab es nur wenig Interaktion mit den Facebook-Nutzern. „Viele in der Abteilung (für Internationale Informationsprogramme) kritisieren die Werbekampagnen als 'Kaufen von Fans'“, heißt es in dem [2][Bericht].

Zudem bemängeln die Aufseher, dass die Social-Media-Aktivitäten unkoordiniert abliefen. Es gäbe 150 verschiedene Profile auf Sozialen Netzwerken, darunter zwei überlappende Angebote speziell für Menschen im Iran. „Die Frage, wer die Social-Media-Aktivitäten im Ministerium koordinieren soll, bleibt ungelöst“, urteilen sie.

Unter der ehemaligen Außenministerin Hillary Clinton hatte das Ministerium begonnen, die eigene Politik verstärkt in Online-Netzwerken zu bewerben und das Gespräch mit Bürgern zu suchen.

3 Jul 2013

LINKS

[1] http://washingtonexaminer.com/article/2532629
[2] http://oig.state.gov/documents/organization/211193.pdf

TAGS

Schwerpunkt Meta
US-Außenministerium
Schwerpunkt Iran
Schwerpunkt Überwachung
Simone de Beauvoir
Schwerpunkt Meta

ARTIKEL ZUM THEMA

Die türkische Regierung und Facebook: Lob für gute Zusammenarbeit

Der türkische Minister Binali Yildirim hat die sozialen Netzwerke unter Strafandrohung zur Zusammenarbeit gedrängt. Ein Gesetz zur Strafverfolgung wird vorbereitet.

Kolumne Luft und Liebe: Im Sexchat mit Barack Obama

Die Briefe von Beauvoir und Adorno, Sexchats auf Facebook und das Quaken der Frösche am See: Am Ende ist alles öffentlich.

Datenpanne bei Facebook: Millionen Privatdaten weitergegeben

Private Informationen von fast 6 Millionen Facebook-Nutzern waren ein Jahr lang herunterladbar. Der Fehler ist nun behoben, Betroffene werden per Mail informiert.