taz.de -- Nebeneinkünfte im Bundestag: Da geht einiges

Fast 32 Millionen Euro nehmen alle Abgeordneten des Bundestags zusammen über Nebeneinkünfte ein. Besonders Anwälte und Redner verdienen blendend.
Bild: Handzeichen, wer dazu verdient? Nicht wirklich. Da sind viele Abegordneten eher zugeknöpft.

BERLIN dpa | Beinahe jeder dritte Bundestagsabgeordnete verdient nach einer Studie neben seinem Mandat kräftig hinzu. 188 Volksvertreter dieser Wahlperiode erzielten in den vier Jahren nennenswerte Nebeneinkünfte von insgesamt schätzungsweise 32 Millionen Euro, wie eine am Samstag veröffentlichte Studie der Otto-Brenner-Stiftung der IG Metall ergab. Rein rechnerisch wären dies pro Parlamentarier mehr als 42.000 Euro jährlich.

Die Gesamtsumme entspreche dem Verdienst von etwa 80 Abgeordneten aus Diäten – also etwa dem, was Abgeordnete einer kompletten kleinen Fraktion einnehmen. Abgeordnete der schwarz-gelben Koalition sind den Angaben zufolge nebenberuflich deutlich erfolgreicher als die der Opposition.

Hohe Nebeneinkünfte über der Bagatellgrenze von 1000 Euro im Monat beziehungsweise 10.000 Euro im Jahr würden „zumindest zu 70 Prozent“ von Vertretern der Regierungsfraktionen generiert, insbesondere von Anwälten, heißt es in der Studie, über die zuerst die Süddeutsche Zeitung berichtet hatte.

Die große Mehrheit der Abgeordneten geht Nebentätigkeiten nach, manche Abgeordnete üben den Angaben zufolge zehn und mehr Nebentätigkeiten aus. Aber nur eine Minderheit von Abgeordneten verdiene dabei, heißt es. Der Bundestag weist auf seiner Internetseite Nebentätigkeiten und unterschiedliche Aktivitäten der aktuell 620 Abgeordneten neben dem Mandat aus.

Zehn statt drei Stufen

Von der nächsten Wahlperiode an müssen Bundestagsabgeordnete Nebeneinkünfte detaillierter offenlegen - in zehn statt drei Stufen, bis hin zu Einnahmen von mehr als 250.000 Euro. Forderungen nach Veröffentlichung auf Euro und Cent fanden keine Mehrheit im Plenum.

Derzeit werden einmalige oder regelmäßige monatliche Einkünfte von 1000 bis 3500 Euro erfasst, in der zweiten Stufe Einkünfte bis 7000 Euro und schließlich Einnahmen darüber. Die Pflichtangaben werden auf der Bundestags-Internetseite jeweils mit den Abgeordneten-Biografien veröffentlicht.

In der Studie wird kritisiert, dass Abgeordnete mit sehr hohen Nebeneinkünften privilegiert seien. Sie verschafften sich ein höheres Einkommen als ihre Parlamentskollegen und bildeten – quasi als sechste Fraktion – eine eigene Klasse von Abgeordneten. Zudem könne ausgerechnet das Kerngeschäft – nämlich Reden und Vorträge vor Publikum – zur bezahlten Nebentätigkeit erklärt werden.

Dieses Kerngeschäft sei durch die Diäten bereits abgegolten. Durch Honorare für Vorträge werde es doppelt bezahlt. Auf diese Weise schlage eine kleine Minderheit von insgesamt 32 Abgeordneten aus der Wahl zum Abgeordneten zusätzlich privaten Gewinn.

31 Aug 2013

TAGS

Bundestag
Nebeneinkünfte
Abgeordnete
Studie
Nebeneinkünfte Abgeordnete
Nebeneinkünfte Abgeordnete
Bundestag
Piraten
LobbyControl
Schwerpunkt Bundestagswahl 2025

ARTIKEL ZUM THEMA

Nebeneinkünfte von Abgeordneten: Zehn Stufen der Intransparenz

Die Bundestagsabgeordneten erzählen nicht gerne, was sie außer den Diäten noch einnehmen. Jetzt müssen sie die Nebeneinünfte zumindest zum Teil offenlegen.

Nebeneinkünfte von Politikern: Gauweiler verdient am besten

Viele Bundestagsabgeordnete haben neben ihren Diäten hohe Einkünfte. Aufgrund neuer Regeln lässt sich der Verdienst erstmals besser einschätzen.

Große Koalition und Diäten: Mehr Gehalt für Abgeordnete

Die Koalition will die Diäten für Bundestagsabgeordnete anheben und in Zukunft automatisch erhöhen. Pensionen sollen hingegen gesenkt werden.

Piraten im Wahlkampf: Mehr Information, bitte!

Mehr Transparenz und BürgerInnenbeteiligung: Die Piraten starten in die heiße Wahlkampfphase. Von der NSA-Affäre profitieren sie nicht.

Lobbycontrol zu Politikerkarrieren: Schwarz-Gelb mauert bei Transparenz

Lobbycontrol zieht Bilanz: Seit 2009 haben Union und FDP fast alle Versuche vereitelt, mehr Nachvollziehbarkeit bei Lobbyisten herzustellen.

Der Zettelwahlkampf der SPD: Peers Traum

SPD-Kanzlerkandidat Steinbrück postet auf Facebook Fotos von handgeschriebenen Zetteln. Das soll Ehrlichkeit und Spontaneität demonstrieren.

Register für Lobbyisten: Vorstoß für mehr Durchblick

Die rot-grüne Koalition in Niedersachsen plant eine Transparenz-Offensive. Ein Ende jeder Einflussnahme dürfte das aber nicht bedeuten.