taz.de -- Nach Tod eines jungen Demonstranten: Neue Proteste in der Türkei
In mehreren türkischen Städten gab es erneut Auseinandersetzungen. In Istanbul setzte die Polizei Wasserwerfer und Tränengas gegen Demonstranten ein.
ISTANBUL rtr | Nach dem Tod eines 22-jährigen Demonstranten ist es in der Türkei wieder zu heftigen Protesten gekommen. Die Polizei setzte am Dienstag laut Augenzeugen Tränengas sowie Wasserwerfer gegen Demonstranten in Istanbul und Ankara ein. Die Beamten hätten verhindern wollen, dass die Demonstranten den zentralen Taksim-Platz in Istanbul erreichen.
Die Flüchtenden seien mit Plastikkügelchen beschossen worden. Wegen des Tränengases in der Luft musste auch ein U-21-Fußballspiel der Türkei gegen Schweden abgesagt werden. In der Hauptstadt Ankara trafen sich rund 1000 Demonstranten auf dem Kizilay-Platz, bevor sie von Polizisten auseinandergetrieben wurden.
In der Nacht zu Dienstag war der 22 Jahre alte Ahmet Atakan bei einer Demonstration in der südlichen Provinz Hatay ums Leben gekommen. Die Ursache ist noch ungeklärt. Augenzeugen sagen, er sei an den Folgen einer Verletzung durch Gewalteinwirkung gestorben, die Polizei spricht davon, dass Atakan von einem Dach gefallen ist.
Die Proteste in der Türkei gegen Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan haben sich seit Anfang Juli etwas beruhigt. Nur sporadisch zogen Menschen in Istanbul, Ankara und Hatay noch auf die Straße.
11 Sep 2013
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