taz.de -- Datenschwund bei 9/11-Verfahren: Anwälte bespitzelt
Die Anwälte der mutmaßlichen Verantwortlichen für 9/11 beklagen Email-Überwachung und Datenschwund. Sie fordern eine Verfahrensunterbrechung.
FORT MEADE afp | Die Verteidiger der fünf mutmaßlichen Drahtzieher der Terroranschläge vom 11. September 2001 haben eine Verfahrensunterbrechung wegen angeblicher Ausforschung ihrer Unterlagen gefordert. E-Mail-Konten der Anwälte seien überwacht worden und „hunderttausende“ Dateien von einem Computernetzwerk der Militärjustiz verschwunden, über das die Verteidiger sich austauschten, sagte die Verantwortliche für die Verteidigung vor militärischen Sondergerichten, Oberst Karen Mayberry, am Mittwoch.
Mayberry machte ihre Angaben in einer Voranhörung im US-Militärgefängnis in Guantanamo auf Kuba, wo die Angeklagten auf ihren Prozess warten. Ihre Aussage wurde per Video nach Fort Meade bei Washington übertragen. Die Verteidiger sprechen davon, dass ihre E-Mails in einer groß angelegten Operation überwacht wurden, bei der Dateien von einem Server im US-Bundesstaat Virginia auf einen Computer in Guantanamo übertragen worden seien.
Während mehrerer Stunden legte Mayberry am Mittwoch dar, wie ganze Dateien, einige von ihnen vertraulich, verschwunden seien. Zudem seien im Januar alle Dateien des Anwalts des mutmaßlichen Chefplaners der Terroranschläge, Khalid Sheikh Mohammed, bei der Anklage gelandet, sagte Mayberry. Aus Sorge um die Vertraulichkeit der Daten habe sie die Anwälte der Angeklagten im April gebeten, die bis dahin eingesetzten Computersysteme nicht mehr zu nutzen und sich nur noch auf persönliche E-Mail-Konten zu verlassen.
Den fünf Angeklagten droht bei einer Verurteilung die Todesstrafe. Die Voranhörungen begannen im Mai 2012. Ein Termin für den eigentlichen Prozess muss noch festgelegt werden. Bei den Terroranschlägen auf das World Trade Center in New York und das Pentagon in Washington waren fast 3000 Menschen getötet worden.
19 Sep 2013
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Über 100 ehemalige Polizisten und Feuerwehrleute werden in den USA angeklagt. Sie sollen Traumata vorgetäuscht haben, um Versehrtenrenten zu bekommen.
Illegal, unnötig, unamerikanisch: Esperanza Spalding setzt sich mit einem Song für die Schließung Guantanamos ein. Der Senat könnte bald handeln.
Die Verteidiger von Guantanamo-Häftlingen dürfen Informationen über die Zustände in der Gefangenschaft einsehen. Das entschied jetzt ein Militärrichter.
Die NSA verletzt die Privatsphäre von Millionen Bürgern, sagt der Whistleblower Thomas Drake. Die nationale Sicherheit sei in den USA „Staatsreligion“.
Im Prozess um die Anschläge vom 11. September 2001 wird die Öffentlichkeit nichts über CIA-Foltermethoden hören. Das hat der Richter jetzt entschieden.
Facebook-Einträge erreichen nur etwa ein Zehntel der Kontakte im sozialen Netzwerk. Wen das stört, kann sich nun Aufmerksamkeit dazukaufen – für zwei Dollar pro Post.
Am Wochenende wird die Anklage gegen die fünf mutmaßlichen Drahtzieher des 11. September 2001 verlesen. Vor einem Militärgericht, fern der USA.